Donbass hat für Russland «bedingungslose Priorität»
Kiew – Die ukrainischen Verteidiger haben nach eigenen Angaben den kompletten Sonntag und bis in die Nacht hinein gegen den russischen Vorstoss auf die Grossstadt Sjewjerodonezk im Donbass gekämpft. Laut Analysten liegt die Stadt derzeit im Fokus der Russen, Sjewjerodonezk wird eine Schlüsselrolle im Ringen um die Industrieregion im Osten der Ukraine zugeschrieben.
Nach ukrainischen Angaben haben die Russen zuletzt 46 Orte in den Regionen Luhansk und Donezk unter Feuer genommen. Mindestens drei Zivilisten seien getötet worden, 62 zivile Gebäude wurden demnach beschädigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland die weitgehende Zerstörung von Sjewjerodonezk vorgeworfen. Die gesamte Infrastruktur sei vernichtet, sagte Selenskyj am Sonntag in einer Videobotschaft in Kiew. «90 Prozent der Häuser sind beschädigt. Mehr als zwei Drittel des Wohnbestands der Stadt sind komplett zerstört.»
Die russische Armee wolle Sjewjerodonezk unbedingt erobern. «Und es ist ihnen egal, wie viele Leben sie für den Versuch bezahlen müssen.» Die Ukraine unternehme alles, um die Offensive einzudämmen. «Es gab keinen einzigen Tag, an dem wir uns nicht bemüht haben, mehr Waffen zu finden, mehr moderne Waffen, um unser Land, unser Volk, zu schützen», sagte der Präsident.
«Bedingungslose Priorität»
Russlands Aussenminister Sergej Lawrow nennt die Einnahme des Donbass eine «bedingungslose Priorität» für sein Land und spricht dabei von einer Befreiung. Russland erkenne Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten an, sagte Lawrow dem französischen Sender TF1. Die anderen Teile der Ukraine sollten selbst über ihre Zukunft entscheiden.
Lawrow weist Spekulationen über Erkrankung Putins zurück
Gegenüber TF1 dementierte Lawrow auch Gerüchte über eine Erkrankung von Kremlchef Wladimir Putin. «Ich glaube nicht, dass vernünftige Menschen in dieser Person Anzeichen für irgendeine Art von Krankheit oder Gebrechen sehen können», antwortete Lawrow am Sonntag auf eine entsprechende Frage.
Ukrainisches Militär schlägt im Süden zurück
Die ukrainischen Streitkräfte sind in der südlichen Region Cherson zum Gegenangriff übergegangen. Der ukrainische Generalstab teilte in der Nacht zum Montag mit, in der Nähe der drei Dörfer Andrijiwka, Losowe und Bilohirka sei die russische Armee zurückgedrängt worden. «Cherson, bleib standhaft, wir sind nah», erklärte der Generalstab auf Facebook. (mc/pg)