Auch Jürgen Kluge wirft das Handtuch.
Düsseldorf – Die Führungskrise bei Deutschlands grösstem Handelskonzern Metro weitet sich aus. Nur gut eine Woche nach der Rückzugsankündigung des Vorstandsvorsitzenden Eckhard Cordes gab auch Aufsichtsratschef Jürgen Kluge seinen Abschied bekannt. Damit müssen in kurzer Zeit gleich zwei Schlüsselpositionen neu besetzt werden. Die schwächelnden Elektronikketten Media Markt und Saturn gelten als die wichtigste Baustelle des Düsseldorfer Dax-Konzerns.
Metro-Aktien gaben im späten Handel nach der Meldung über den Kluge-Rücktritt überdurchschnittlich nach. Zuletzt lagen die Papiere des Handelskonzerns mit 2,5 Prozent im Minus. Ein Marktteilnehmer sprach von einem «abrupten Abschied». Laut Eigentümerkreisen soll zügig ein neuer Vorstandsvorsitzender für die Metro AG ausgewählt werden. In den vergangenen Tagen war die Rede davon, dass die Gespräche mit Kandidaten intensiviert werden. Für Kluge will nun der Repräsentant des Familienclans Haniel, Franz Markus Haniel, in den Aufsichtsrat der Metro zurückkehren. Wer Chefkontrolleur werde, entscheide dann das Kontrollgremium, hiess es bei dem Duisburger Familienunternehmen und Metro-Grossaktionär. Franz Markus Haniel war bis Mai 2010 Aufsichtsratschef der Metro AG.
Kluge will Neuanfang ermöglichen
«Nach den Auseinandersetzungen um die Führung der Metro AG ist es jetzt Zeit für einen echten Neuanfang», erklärte Kluge am Montag in Duisburg. Mit seinem Rückzug wolle er dafür sorgen, dass die Sacharbeit an der Konzernspitze wieder in den Mittelpunkt rückt. Kluge werde im November aus dem Kontrollgremium ausscheiden, aber noch bei der bevorstehenden Sitzung am Monatsanfang dabei sein. Metro sorgte wochenlang mit Personalquerelen für Schlagzeilen. Lange Zeit liess Grossaktionär Haniel Gerüchte unkommentiert, wonach Konzernchef Cordes gehen soll. Haniel und der zweite Grossaktionär der Metro AG, Schmidt-Ruthenbeck, sprachen sich dann zwar für eine Vertragsverlängerung mit Cordes aus. Dafür steht dieser aber nicht mehr zur Verfügung. Medienberichten zufolge gelang es Haniel nicht, für Cordes eine Mehrheit im Metro-Aufsichtsrat zu organisieren.
Wochenlange Querelen
Ausgangspunkt der Personaldebatte war die Frage, ob der bis Ende Oktober 2012 laufende Vertrag mit Cordes verlängert wird. Cordes geriet gleich von zwei Seiten unter Druck: In Eigentümerkreise war Unzufriedenheit zu vernehmen. Cordes hatte die Warenhaustochter Kaufhof vor Jahren zum Verkauf gestellt, konnte aber bisher keinen Vollzug melden. Auch der Aktienkurs bereitete keine Freude. In Kreisen der Arbeitnehmervertreter stand Cordes wegen seines rigiden Sparkurses in der Kritik. Weltweit wurden 19’000 Stellen gestrichen. Wann Cordes den Düsseldorfer Konzern verlassen wird, ist unklar. Dazu sollte es nach früheren Angaben noch Gespräche geben.Zur Metro AG gehören die gleichnamigen Grosshandelsmärkte für Gewerbetreibende, die Elektronikketten Media Markt und Saturn, der Lebensmittelhändler Real und die Kaufhof-Warenhäuser. Der Konzern hat weltweit rund 280.000 Mitarbeiter, davon 110.000 in Deutschland. (awp/mc/ps)