EADS gibt sich bei Tankfliegern geschlagen

Luft-zu-Luft-Betankung

Bleibt eine US-amerikanische Angelegenheit: Luft-zu-Luft-Betankung einer F-18.

Washington – Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS gibt sich beim «Jahrhundert-Auftrag» der US Air Force geschlagen. «Wir haben uns entschieden, keinen Einspruch einzulegen», sagte der Vorstand von EADS Nordamerika, Ralph Crosby, am Freitag in Washington. Damit steht der Lieferung von am Ende 179 Tankflugzeugen durch den Erzrivalen Boeing an die amerikanische Luftwaffe nun nichts mehr im Wege.

EADS hatte sich zuvor mit Pentagon-Vertretern getroffen. Bei dem Treffen hatte das US-Verteidigungsministerium seine Gründe dargelegt, warum Boeing den Auftrag gewonnen hat, obgleich die Europäer das grössere und modernere Flugzeug ins Rennen geschickt hatten. «Boeings Angebot lag preislich unter unserem», sagte Crosby. «Es gibt keine Basis für einen Protest.» Nach Angaben von Crosby lag Boeings Angebot bei 31,5 Milliarden Dollar, während EADS über die gesamte Laufzeit hinweg mit 35 Milliarden Dollar kalkulierte. Boeing habe EADS unter allen Umständen aus dem Land fernhalten wollen, sagte Crosby. Das US-Verteidigungsministerium hatte vor einer Woche den Zuschlag für den heimischen Hersteller verkündet. Vize-Verteidigungsminister William Lynn hatte die Entscheidung vor allem mit günstigeren Betriebs- und Wartungskosten der Boeing-Maschinen begründet.

Dritte Runde im Kampf um den Auftrag
Ursprünglich sollte der Auftrag ohne grosse Ausschreibung an Boeing gehen, es folgten Proteste. Dies war schon die dritte Runde im Kampf um den grössten Auftrag der Luftfahrt-Geschichte. Gegenüber dem Angebot aus dem Jahr 2002 habe Boeing nun 16 Milliarden Dollar weniger verlangt, rechnete EADS vor. «Wir sind stolz darauf, dass unsere Beteiligung an der Ausschreibung dem Steuerzahler viel Geld spart», sagte EADS-Manager Crosby. Manche Analysten und auch Crosby bezweifeln mittlerweile, dass Boeing überhaupt noch etwas an den Tankflugzeugen verdient. Dennoch gilt Boeing als klarer Sieger: Denn EADS ist der wichtige US-Rüstungsmarkt weiterhin in grossen Teilen versperrt. «Wir werden unsere Gespräche mit dem Verteidigungsministerium fortsetzen», sagte Sean O’Keefe, Chef von EADS Nordamerika. «Wir haben die Rückmeldung bekommen, dass unser Angebot gut war und alle Kriterien erfüllt hat.»

Europäische Politiker hatten Chancen gesehen
Die Europäer rechnen sich Chancen auf zukünftige Aufträge aus. Bislang ist EADS vor allem mit Hubschraubern ihrer Tochter Eurocopter mit den Vereinigten Staaten im Geschäft. Hätte der Konzern den «Jahrhundert-Auftrag» gewonnen, hätte er eigens ein Werk in Alabama errichtet, wo auch Airbus-Frachtmaschinen gebaut werden sollten. Damit wäre EADS tief ins Gebiet des Erzrivalen vorgedrungen. Europäische Politiker hatten durchaus Chancen für einen Protest von EADS gesehen. Denn auch in dieser Vergaberunde lief nicht alles glatt: Durch eine Verwechslung landeten die Angebote der Gegenseite bei EADS und Boeing. Dennoch hatte Vize-Verteidigungsminister Lynn das Geschäft als wasserdicht eingestuft.

Boeings Tanker besteht bislang nur auf dem Papier
Boeings Tankflieger basiert auf der in die Jahre gekommenen Verkehrsmaschine 767 und existiert bis dato nur auf dem Papier; EADS hatte einen bereits bei anderen Luftwaffen eingesetzten Tankflieger auf Basis des Passagierjets Airbus A330 angeboten. «Wir gratulieren unserem Konkurrenten», sagte EADS-Manager Crosby. «Sollten sie aber nicht liefern können, stehen wir bereit, um mit einem erprobten Tankflugzeug einzuspringen.» Die aktuell von der Air Force geflogenen Tankflugzeuge vom Typ KC-135 hatte noch Präsident Dwight D. Eisenhower kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angeschafft. Sie sind in allen Krisenherden der Welt im Einsatz und betanken Kampfflugzeuge in der Luft. Die Air Force muss die Oldtimer aber nach und nach aus dem Verkehr ziehen und ist deshalb auf die neuen Tankflieger dringend angewiesen. Die ersten 18 Stück soll Boeing bis 2017 liefern.  (awp/mc/ps)

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