EasyJet-CEO Carolyn McCall.
Luton – Der britische Billigflieger Easyjet bereitet sich nach einem erneuten Rekordgewinn auf weiteres Wachstum vor. Zusätzlich zu bestehenden Flugzeugbestellungen orderte Vorstandschefin Carolyn McCall weitere 36 Airbus-Mittelstreckenjets und will das Flugangebot weiter kräftig ausbauen. Dabei kommen Easyjet die niedrigen Kerosinpreise zugute, wie die Ryanair-Konkurrentin am Dienstag in Luton bei London mitteilte.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September bescherten gefüllte Maschinen und billiger Treibstoff Easyjet Rekordzahlen. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen 548 Millionen britische Pfund (777,3 Mio Euro) und damit 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Vorsteuerergebnis von 686 Millionen Pfund kam dabei etwa in der Mitte der im Spätsommer angehobenen Gewinnprognose heraus (675 bis 700 Millionen Pfund).
68,6 Millionen Passagiere befördert
Dabei zählte Easyjet im Geschäftsjahr 68,6 Millionen Passagiere, sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz zog angesichts des Preiskampfs in der Branche und der starken britischen Währung zwar nur um 3,5 Prozent auf knapp 4,7 Milliarden Pfund an. Die gesunkenen Treibstoffkosten machten den geringeren Einnahmezuwachs jedoch wieder wett.
Flugangebot soll ausgeweitet werden
«Langfristig sind unsere Aussichten positiv», sagte McCall. Im laufenden Geschäftsjahr will sie das Flugangebot um sieben Prozent ausweiten. Dabei hofft sie, den erwarteten Rückgang der Ticketpreise durch sinkende Kosten auszugleichen. So dürfte die Treibstoffrechnung nach Berechnungen des Managements im laufenden Geschäftsjahr um 140 bis 160 Millionen Pfund sinken.
36 Airbus-Jets geordert
McCall ging erneut auf Einkaufstour und orderte 36 Airbus-Jets aus der A320-Modellfamilie, davon 30 in der spritsparenden Neuauflage A320neo. Damit hat Easyjet jetzt insgesamt noch 186 Airbus-Jets zu erwarten, sie sollen von 2016 bis 2022 ausgeliefert werden. Ende September umfasste die Easyjet-Flotte 241 Maschinen. Die neue Order bezifferte das Unternehmen auf 3,2 Milliarden Dollar. Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen Nachlässe im deutlich zweistelligen Prozentbereich üblich.
Glänzendes Geschäft
Das Geschäft der Billigflieger wächst seit Jahren in grossen Sprüngen und beschert den Unternehmen glänzende Gewinne. Europas Marktführer Ryanair hatte seine Gewinnprognose Anfang November erneut angehoben und steuert auf den ersten Milliardengewinn seiner Geschichte zu. Für das Jahr 2024 peilt Ryanair-Chef Michael O’Leary jetzt eine Flotte von 546 Flugzeugen und 180 Millionen Passagiere an. Zum Vergleich: Die Lufthansa kam zusammen mit ihren Töchtern Germanwings, Swiss und Austrian Airlines im vergangenen Jahr auf rund 106 Millionen Fluggäste.
Ryanair und Easyjet profitieren von deutlich niedrigeren Betriebskosten und Gehältern als bei klassischen Fluglinien. Die Lufthansa versucht die Konditionen bei ihrer neuen Billigmarke Eurowings in diese Richtung zu drücken, um im Wettbewerb bestehen zu können. An der Börse ist Easyjet mit umgerechnet 9,6 Milliarden Euro gut anderthalb Mal so viel wert wie die Lufthansa. Ryanair kommt mit 18,8 Milliarden Euro sogar auf den dreifachen Wert des Kranich-Konzerns. (awp/mc/pg)