Eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmasses

Eedbeben Japan

Zehntausend Menschen vermisst: Küstenstadt Minamisanriku im Nordosten nach dem Tsunami.

Tokio – Auch zwei Tage nach dem verheerenden Erdbeben im Nordosten Japans und dem dadurch ausgelösten Tsunami ist das wahre Ausmass der Katastrophe noch nicht überall gänzlich erkennbar. Die Behörden gehen mittlerweile von mehr als 2’000 Todesopfern aus, nachdem alleine an den Küsten der Provinzen Miyagi und Iwate mehr als 600 Leichen gefunden worden waren. Fast 10’000 Menschen gelten aber nur schon in der Küstenstadt Minamisanriku noch als vermisst.

Die Stärke des Erdbebens vom Freitag wurde von den Behörden auf der Richterskala von 8.9 auf 9.0 korrigiert. Seit Beginn der Messungen Ende des 19. Jahrhunderts war in Japan noch nie ein derart starker Erdstoss registriert worden. Das Beben vom Freitag gilt auch als eines der stärksten weltweit. Regierungschef Naoto Kan bezeichnete am Sonntag das Unglück als grösste Krise, aber auch als grösste Herausforderung für sein Land seit dem Zweiten Weltkrieg und rief die Bevölkerung zum Zusammenhalt auf.

Millionen ohne Strom und Wasser
Seit Freitag wird Japan immer wieder von Beben erschüttert und die Behörden warnten auch am Sonntag vor weiteren starken Erdstössen. Die Wahrscheinlichkeit auf weitere Beben der Stärke 7.0 liege für die nächsten Tage bei 70 Prozent. Bislang sind bis zu 400’00 Menschen in rund 1’400 Notunterkünften untergebracht worden. Rund 5 Millionen Haushalte sind ohne Strom und mindestens eine Million Haushalte sind seit dem Beben ohne reguläre Wasserversorgung. Viele Gebiete konnten von Rettungsmannschaften noch gar nicht erreicht werden.

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Zerstörungskraft des Tsunamis (YouTube)

Ganze Küstengebiete ausradiert
Die betroffenen Küstengebiete sind von Erdbeben und Flutwelle zum Teil einfach ausradiert worden; die Infrastrukturen sind stark beschädigt oder gar nicht mehr vorhanden. Sämtliche Autobahnen von Tokio in die Unglücksgebiete sind gemäss dem japanischen Verkehrsministerium gesperrt und dürfen lediglich von Rettungsfahrzeugen befahren werden. Auch die Mobilfunknetze funktionieren nur sporadisch. Laut dem japanischen Regierungschef Naoto Kan sei das wahre Ausmass der Katastrophe noch gar nicht abzusehen: Was einmal Wohngebiete gewesen seien, sei in vielen Küstengegenden weitgehend weggespült worden und noch immer würden Brände wüten. Die Armee hat das Aufgebot mittlerweile auf 100’00 Soldaten verdoppelt und die internationale Hilfe ist auf breiter Front angelaufen. Bislang haben über 60 Länder Japan ihre Hilfe zugesichert oder bereits Hilfskontingente entsandt – darunter auch die Schweiz.

Weiterhin Angst vor Super-GAU
Die Gefahr einer unkontrollierten Kernschmelze in den betroffenen AKWs ist nach wie vor nicht gebannt. Nach zögerlichen Stellungnahmen der Regierung vom Samstag hat das Kabinett von Premierminister Naoto Kan mittlerweile bestätigt, dass im Block 1 des AKW Fukushima 1 «mit hoher Wahrscheinlichkeit» eine partielle Kernschmelze im Gang gesetzt worden sei. Hinsichtlich einer möglichen Kernschmelze im Block 3 von Fukushima 1 herrscht nach wie vor Unklarheit. Hohe Radioaktivität wurde auch in der Umgebung des AKW Onagawa in der nordöstlichen japanischen Provinz Miyagi gemessen. Die lokalen Behörden versicherten jedoch, der Reaktor sei intakt und es sei keine Radioaktivität ausgetreten (siehe auch Japan: Nuklearer Notstand in weiterem AKW).

Rotationsachse der Erde um 10 cm verschoben
Gemäss einem Bericht des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie hat das Beben die Achse der Erdrotation um rund zehn Zentimeter verschoben. Dadurch habe sich Länge eines Tages, also die Zeit, die die Erde für eine vollständige Umdrehung benötigt, um 1,26 Mikrosekunden verkürzt. Gleichzeitig ist die japanische Hauptinsel um 2,4 Meter verschoben worden, wie ein Sprecher der US-Geologiebehörde USGS am Samstag gegenüber dem Fernsehsender CNN bestätigte. Das sei an der Bewegung einer Station des Satelliten-Navigationssystems GPS erkennbar.

Bank of Japan: Milliarden für Finanzmärkte
Laut der Nachrichtenagentur Jiji beabsichtigt die Bank of Japan die Finanzmärkte zu beruhigen, indem dem Geldmarkt mehrere Billionen Yen zur Verfügung gestellt werden. Nach dem Erdbeben und dem anschliessenden Tsunami in Japan hatte die Notenbank in Aussicht gestellt, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um die Finanzmarktstabilität sicherzustellen. (mc/upd/ps)

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