Elliott-Einstieg bei Thyssenkrupp setzt Chef Hiesinger unter Druck

US-Investor und Elliott-Co-CEO Paul E. Singer. (Copyright by World Economic Forum. swiss-image.ch/Photo Remy Steinegger)

London – Dem Industriekonzern Thyssenkrupp droht weiteres Ungemach durch einen unbequemen Investor. Der Hedgefonds Elliott hat eine Beteiligung an den Essenern bestätigt. Der Anteil überschreite dabei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht die meldepflichtige Schwelle, teilte Elliott am Donnerstag mit. Es handele sich aber um eine «signifikante» Beteiligung. Ab 3 Prozent muss ein Aktionär seine Beteiligung offenlegen. Elliott sehe dabei einen erheblichen Spielraum für operative Verbesserungen bei dem Dax-Konzern.

Der Hedgefonds des aktivistischen Investors Paul Singer kündigte zudem einen «konstruktiven» Dialog mit allen Beteiligten an, inklusive Aufsichtsrat und Management. Ein Sprecher von Thyssenkrupp wollte den Einstieg nicht kommentieren.

Bereits vor wenigen Tagen hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über das Manöver Elliotts berichtet. Ein Ziel sei es, den Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger zu ersetzen, hiess es.

Thyssenkrupp befindet sich im Umbruch: Hiesinger konzentriert sich derzeit auf die Zusammenführung des Stahlgeschäfts mit den europäischen Aktivitäten von Tata Steel. Der Konzern will sich von dem schwankungsanfälligen Stahlgeschäft trennen und stärker auf Industriegütergeschäfte wie Aufzüge oder Komponenten für die Autoindustrie setzen. Doch die Fusion läuft bislang nicht reibungslos: Druck bekam Hiesinger wegen Tata von den Gewerkschaften, die fürchteten, die Fusion könne zulasten der deutschen Seite gehen. Noch immer fehlen die Unterschriften zu der Transaktion.

Nach der Stahlfusion wird von Hiesinger eine neue Strategie erwartet. Dabei steht der Manager unter Druck – vor allem Grossaktionär Cevian geht der Umbau zu langsam und vor allem nicht radikal genug voran. In immer schnellerer Abfolge kritisiert Cevian öffentlich den seiner Ansicht nach zögerlichen Kurs Hiesingers und sympathisiert offen mit einer Zerschlagung des Konzerns. Cevian-Mitgründer Lars Förberg forderte zuletzt mehr Freiraum für einzelne Sparten nach dem Vorbild von Siemens . Damit würden Börsengänge einzelner Bereiche oder Teilverkäufe einfacher.

Hiesinger gegen Zerschlagung
Hiesinger lehnt eine Zerschlagung jedoch ab. Er sieht die grössten Vorteile in einem integrierten Konzernmodell. Der Manager steht unter Druck, nach sieben Jahren an der Spitze des Konzerns die erwünschten Ergebnisse zu liefern. Er übernahm den Chefposten in einer tiefgreifenden Krise.

Thyssenkrupp hatte sich mit dem Bau von Stahlwerken in den USA und Brasilien finanziell übernommen und dort Milliarden versenkt. Korruptionsaffären erschütterten den Konzern. Hiesinger räumte auf, entliess den halben Vorstand. Der Konzern verkaufte die amerikanischen Werke, ebenso eine Reihe weiterer Geschäfte wie die Edelstahlsparte und den zivilen Schiffbau. Die Finanzkennzahlen verbesserten sich, die Risiken schrumpften, und Hiesinger räumte die Bilanz auf.

Doch die Sparten hinken weiterhin ihren Renditevorgaben hinterher. Die Schwachstellen des Konzerns sind der anhaltende Mittelabfluss aus dem operativen Geschäft sowie die hohe Verschuldung. Hier soll die Vereinbarung mit Tata den Befreiungsschlag bringen und Thyssenkrupp wieder Luft für Investitionen verschaffen.

Der Druck auf den Konzernchef dürfte mit dem Elliott-Einstieg nun weiter zunehmen. In der Branche wird bereits darüber spekuliert, ob sich Cevian im Kampf gegen den Thyssenkrupp-Boss mächtige Weggefährten gesucht haben könnte. Investoren scheinen sich viel vom Einstieg Elliotts zu versprechen. Die Aktie gewann am Donnerstagvormittag mehr als 1 Prozent. Die Papiere waren aber bereits am Dienstag nach dem Bloomberg-Bericht stark gestiegen. (awp/mc/ps)

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