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London – In den weltweiten Energiesektor kommt Bewegung: Die Internationale Energieagentur (IEA) hat in einem flammenden Appell zu deutlich mehr Investitionen in Billionen-Höhe aufgerufen. In den Entwicklungsländern lässt sich laut den Vereinten Nationen derweil ein Trend in Richtung erneuerbare Energien ablesen. Die Zahl der Staaten, die auf eine regenerative Versorgung setzen, habe sich im vergangenen Jahrzehnt von 15 auf 95 erhöht, heisst es in einem Bericht des Energie-Netzwerks «Ren21» vom Dienstag.
Nach Darstellung der IEA muss in den nächsten 20 Jahren weltweit die immense Summe von 48 Billionen US-Dollar investiert werden – sonst drohen Blackouts im grossen Stil. Das derzeitige Investitionsvolumen der Branche von insgesamt 1,6 Billionen US-Dollar im Jahr 2013 reiche nicht länger aus, sagte die Generaldirektorin der Agentur, die Niederländerin Maria van der Hoeven.
Allein die Hälfte dieser Summe sei nur für die Erschliessung neuer Energiefelder nötig, betonte sie bei der Vorstellung eines Sonderberichts des Agentur in London. Die andere Hälfte werde dringend gebraucht, um alte Kraftwerke und wegbrechende Reserven zu ersetzen.
Handeln, bevor die Lichter ausgehen
«Wir müssen mehr tun, wenn wir nicht wollen, dass die Lichter ausgehen», betonte van der Hoeven. Zumindest müssten die Stromverbraucher schon bis 2020 mit erhöhten Preisen rechnen. Auch die Energiewende in Deutschland habe zu höheren Stromrechnungen nicht nur in der Bundesrepublik geführt, sagte die ehemalige niederländische Energieministerin.
Staaten kontrollieren die Branche
Die Branche werde weltweit immer stärker von Staaten und Regierungen und immer weniger von der Privatwirtschaft kontrolliert. Drei Viertel der Förderung von Energieträgern lägen – so etwa in Russland oder im Nahen Osten – direkt in den Händen staatlich kontrollierter Konzerne. Bei der Stromerzeugung sei es mehr als die Hälfte. In Europa seien derzeit nur zehn Prozent des Strommarktes freien Marktgesetzen unterworfen, der grosse Rest sei staatlich reguliert, sagte IEA-Chefökonom Fatih Birol.
Klimawandel: Umverteilung der Gelder
Bei der derzeitigen Ausrichtung – von den 1,6 Billionen Dollar flossen 2013 mehr als eine Billion in fossile Energieträger – steuere die Welt zudem auf eine Klimaerwärmung von vier Grad Celsius zu, warnte Birol. Das Zwei-Grad-Ziel sei dennoch ohne grossen finanziellen Mehraufwand zu erreichen. «Das Geld muss nur anders ausgegeben werden», sagte Birol. Der Weltklimagipfel von Paris im kommenden Jahr könne hier für entscheidende Weichenstellungen sorgen.
Dem UN-Bericht zufolge sind die weltweiten Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien derzeit mit 1560 Gigawatt so hoch wie nie zuvor. Mehr als ein Fünftel der Welt-Stromproduktion stamme mittlerweile aus alternativen Quellen. Das Netzwerk «Ren21», dessen Mitglieder unter anderem aus nationalen Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Internationalen Organisationen und der Wissenschaft stammen, veröffentlicht seinen jährlichen Überblick über den Zustand der erneuerbaren Energien in der Welt seit 2005. (awp/mc/pg)