Eon-CEO Johannes Teyssen.
Düsseldorf – Der Konzernumbau beim Energiekonzern Eon kommt voran. Das Düsseldorfer Unternehmen verkauft für vier Milliarden Pfund (rund 4,7 Mrd Euro) sein britisches Stromnetz und verschafft sich so finanzielle Flexibilität für den Schuldenabbau sowie für den Ausbau des Geschäfts in neuen Auslandsmärkten.
Ob diese schon wie vom «Handelsblatt» berichtet bei der Hauptversammlung Anfang Mai vorgestellt werden könnten, bestätigte Eon nicht. Die Aktie sank bis zum späten Vormittag um ein knappes Prozent und entwickelte sich damit etwas besser als der Markt.
PPL Corporation erhält Zuschlag
Den Zuschlag für das britische Verteilnetzgeschäft mit dem Namen Central Networks erhielt das US-Unternehmen PPL Corporation, wie Eon in der Nacht zu Mittwoch mitteilte. Central Networks ist der zweitgrösste Stromverteilnetzbetreiber in Grossbritannien. Das Unternehmen betreibt das rund 133.000 Kilometer lange Regionalnetz in den britischen Midlands und liefert Strom an mehr als fünf Millionen Netzkunden. Der Aufsichtsrat hat der Vereinbarung bereits zugestimmt. Die Transaktion soll Anfang April abgeschlossen werden. Zuletzt galt in Medienberichten der Hongkonger Milliardär Li Ka-shing als Favorit. Er hatte im vergangenen Jahr bereits das britische Netz des französischen Stromkonzern Electricite de France (EdF) übernommen. Eon äusserte sich nicht dazu.
Verkaufsprogramm schon zur Hälfte erfüllt
Insgesamt will Eon bis Ende 2013 durch Spartenverkäufe 15 Milliarden Euro einnehmen. Davon hat das Unternehmen nun in kurzer Zeit die Hälfte gestemmt. Neben dem britischen Stromnetz zählt dazu der Verkauf der 3,5-Prozent-Beteiligung am russischen Gaskonzern Gazprom für rund 3,5 Milliarden Euro im vergangenen Dezember sowie des italienischen Gasnetzes, das Eon etwa 255 Millionen Euro in die Kassen spült. Ein besseres Kreditrating bringt der neue Verkauf aber zunächst nicht. Die Agentur Standard & Poor’s kündigte am Mittwoch an, sie werde ihr Einschätzung für Eon unverändert lassen (A/Stable/A-1). Trennen wollen sich die Düsseldorfer vor allem vom sogenannten regulierten Geschäft. Das sind bei Eon vor allem die Strom- und Gasnetze. Dabei geben Wettbewerbsbehörden Erlösobergrenzen vor, die die Versorger oft als zu niedrig empfinden. Eon-Vorstandschef Johannes Teyssen bezeichnet Central Networks als ein «anhaltend erfolgreiches» Verteilnetzunternehmen, das aber nur «sehr eingeschränkte Perspektiven» für weitere Wertsteigerungen biete. «Es unterliegt zudem einem strengen Regulierungsrahmen und eröffnet uns daher keine Möglichkeiten, Synergien mit unseren weiteren Geschäften in Grossbritannien zu heben», sagte Teyssen.
Eon will neue Märkte in Kütze präsentieren
Mehr Wachstumspotential sieht der Konzern in Märkten ausserhalb von Europa. In Russland investiert Eon in Kraftwerke, ein grosses Gaskraftwerk nahm das Unternehmen dort erst kürzlich in Betrieb. Insgesamt will Eon in Russland auf elf Gigawatt Leistung kommen, etwa die Hälfte ist bereits geschafft. In den USA steht der Bau von Windparks im Vordergrund. Der bisherige Chef der Eon-Ökostromtochter Climate & Renewables, Frank Mastiaux, nimmt derzeit mögliche neue Märkte in Schwellenländern unter die Lupe. Dies geschehe aber ohne Hektik, wie ein Sprecher betonte. Das britische Netz hatte Eon 2002 im Rahmen der Übernahme des damaligen britischen Energieversorgers Powergen übernommen. Zwei Jahre später hatten die Düsseldorfer den benachbarten Verteilnetzbetreiber Midlands Electricity für 1,2 Milliarden Pfund gekauft. Der Käufer PPL ist für den Dax-Konzern ein alter Bekannter. Das amerikanische Unternehmen hatte bereits 2010 die Eon-Tochter im Mittleren Westen der USA für 7,6 Milliarden Dollar gekauft. (awp/mc/ps/upd/ss)