Essen – Die Folgen der Energiewende haben beim Versorger Eon zum höchsten Verlust der Firmengeschichte geführt. Inklusive der Kraftwerks-Abspaltung Uniper summierte sich das Minus im vergangenen Jahr auf 16 Milliarden Euro, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Von nun an, so versprach Konzernchef Johannes Teyssen, soll es aber aufwärts gehen. «Die Bilanz des Übergangsjahres 2016 ist eine Zäsur, die den Weg von Eon in die neue Energiewelt frei macht», erklärte er auf der Bilanzpressekonferenz in Essen.
Nach insgesamt drei verlustreichen Jahren rechnet Eon 2017 mit einer Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Es sei davon auszugehen, dass das berichtete Nettoergebnis positiv ausfalle, sagte der kommende Finanzchef Marc Spieker, der bereits mit auf dem Podium sass. 2015 hatte Eon einen Verlust von 6,4 Milliarden Euro verbucht, 2014 waren es 3,1 Milliarden Euro.
Die bevorzugte Einspeisung von Solar- und Windstrom hat die Preise im Grosshandel kaputt gemacht. Eon hatte deshalb seine Kraftwerks-Sparte Uniper als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht und musste im vergangenen Jahr alleine 11 Milliarden Euro darauf abschreiben. Hinzu kamen die Belastungen aus dem Atomausstieg, insbesondere durch die sogenannte Risikoprämie für den Atomfonds von 2 Milliarden Euro.
Einschnitte bei Belegschaft und Dividende
Mitarbeiter und Aktionäre sollen Opfer bringen, damit es wieder aufwärts geht: Konzernweit würden voraussichtlich bis zu 1300 Arbeitsplätze wegfallen, davon circa 1000 in Deutschland, erklärte das Unternehmen. Damit einher geht ein interner Umbau, der Eon kundenfreundlicher gestalten soll. Die Massnahmen sollen ab dem Jahr 2018 dauerhaft 400 Millionen Euro einsparen. Aktuell hat Eon insgesamt rund 43 000 Mitarbeiter. «Wir müssen Eon massgeblich verändern, aber wir werden dies mit einem Höchstmass an Respekt gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machen», versprach Teyssen.
Die Dividende soll von zuletzt 0,50 Euro je Anteilsschein auf 0,21 Euro für das vergangene Jahr schrumpfen. Für das Jahr 2017 und darüber hinaus verspricht der Konzern, die Ausschüttung wieder anzuheben. Das Unternehmen habe die Interessen seiner Aktionäre fest im Blick, versicherte der zum April antretende Finanzvorstand Spieker. Zum Vergleich: Der Erzrivale RWE lässt für 2016 das zweite Jahr in Folge die Dividende ausfallen.
Kapitalerhöhung droht
Analysten zeigten sich zufrieden mit der Dividende und dem operativen Abschneiden von Eon. Die Aktie drehte jedoch nach anfänglichen Gewinnen deutlich ins Minus und verlor zuletzt 3 Prozent. Eon will bis zu 2 Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufnehmen, dabei droht eine Kapitalerhöhung. «Sie sollten davon ausgehen, dass wir hierzu sehr zügig eine finale Entscheidung treffen werden», sagte Spieker.
Mit dem Geld will Eon die Risikoprämie aus dem Atomkompromiss gegenfinanzieren, mit der sich der Staat für mögliche Kostensteigerungen bei der Atommüllentsorgung wappnet. Die Prämie sei schmerzhaft, sagte Konzernchef Teyssen. «Aber sie ist wichtig für die neue Eon und unsere Aktionäre, weil sie wesentlich dazu beiträgt, den Weg in die neue Energiewelt freizumachen.» Zur Jahresmitte wird Eon insgesamt 10 Milliarden Euro an den staatlichen Atomfonds überweisen und sich damit aus der Haftung befreien.
Verkauf der Uniper-Beteiligung ab 2018
Wegen des Atomkompromisses und der Belastungen aus der Uniper-Abspaltung waren die Schulden auf zuletzt 26,3 Milliarden Euro angestiegen und das Eigenkapital auf 1,3 Milliarden Euro zusammengeschmolzen. Durch die Kapitalmassnahmen und Beteiligungsverkäufe soll die Kapitaldecke wieder gestärkt werden. Dazu zählt die Trennung von den restlichen 47 Prozent an Uniper ab 2018. «Für Eon ist die verbliebene Minderheitsbeteiligung nicht strategisch und wird künftig veräussert werden», sagte Konzernchef Teyssen. Es gebe aber noch keinen konkreten Plan und es seien «alle Optionen offen».
In dieser Woche waren Spekulationen über eine Neuordnung der von der Energiewende gebeutelten Energiebranche hochgekocht. Im Mittelpunkt stand der Konkurrent RWE. Ihm wurde ein Interesse an Uniper nachgesagt; gleichzeitig gab es einen Medienbericht über ein Interesse aus Frankreich an RWEs Ökostrom-Tochter Innogy . «Entsprechende Marktspekulationen kommentieren wir nie», sagte Teyssen, ergänzte aber, es gebe «die Ambitionen, unser Geschäft selbst zu entwickeln».
«Befreit von den Lasten der Vergangenheit»
Eon sei durch den Umbau «von einem grossen Teil der Lasten der Vergangenheit befreit», erklärte Teyssen. Im laufenden Jahr soll der bereinigte Konzernüberschuss auf 1,2 bis 1,45 Milliarden Euro ansteigen nach einem Rückgang auf zuletzt 904 Millionen Euro. Hintergrund sind insbesondere die reduzierten Atomlasten. An der Kennzahl bemisst Eon seine Dividende.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird allerdings mit 2,8 bis 3,1 Milliarden Euro höchstens stabil erwartet. Während die Energienetze einen höheren Ergebnisbeitrag liefern sollen, rechnet Eon im Geschäft mit Kundenlösungen mit einem rückläufigen Ergebnis. Die Erneuerbaren Energien werden gleichbleibend erwartet. (awp/mc/pg)