Eon-CEO Christopher Delbrück. (Foto: Eon)
Düsseldorf – Der grösste deutsche Energiekonzern Eon ist kurz vor seiner geplanten Aufspaltung wieder tief in die roten Zahlen gerutscht. Milliarden-Abschreibungen auf seine Grosskraftwerke führten im dritten Quartal zu einem Rekordverlust von fast 7,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte. Vor einem Jahr stand an dieser Stelle ein Fehlbetrag von 835 Millionen Euro. Die Wertberichtigungen summierten sich nun auf 8,3 Milliarden Euro. Nach neun Monat beläuft sich der auf die Eon-Aktionäre entfallende Verlust auf 6,1 Milliarden Euro. Trotzdem will der Konzern seinen Aktionären für das laufenden Geschäftsjahr weiter 50 Cent pro Anteilsschein als Gewinn ausschütten. An der Börse legten Eon-Papiere kurz nach Handelsöffnung um 1,4 Prozent zu.
Eon bereitet sich derzeit auf seine eigene Aufspaltung vor. Dabei gliedert der Konzern sein gesamtes Geschäft mit grossen Kraftwerken in die neue Gesellschaft Uniper aus. Das Hauptunternehmen will sich künftig auf erneuerbare Energien und den Vertrieb konzentrieren. Das Atomgeschäft bleibt auf politischen Druck hin anders als ursprünglich geplant weiter bei Eon, soll aber in der Tochter PreussenElektra weitgehend unabhängig geführt werden.
Aufspaltung im Zeitplan
Die Konzernaufspaltung soll zum Jahreswechsel greifen. «Wir sind weiter zuversichtlich, den ehrgeizigen Zeitplan einhalten zu können», schrieb Vorstandschef Johannes Teyssen im am Mittwoch veröffentlichten Neunmonats-Bericht. «Wir gehen mit der operativen Trennung der Aktivitäten auf die Zielgerade.» So sei die Verteilung der Mitarbeiter auf die beiden Gesellschaften fast abgeschlossen.
Wegen der Aufspaltung zog Eon die üblicherweise zum Jahresende stattfindende Überprüfung der Firmenwerte nun vor. Dabei ergab sich ein hoher Abschreibungsbedarf auf die Kohle- und Gaskraftwerken. Deren Gewinnaussichten haben sich wegen der abstürzenden Grosshandelspreise für Strom dramatisch verschlechtert. Das liegt am Boom des Ökostroms, der vorrangig in die Netze eingespeist wird und die Energie aus den konventionellen Kraftwerken herausdrängt. So haben sich die Preise an der Leipziger Strombörse EEX in den vergangenen vier Jahren halbiert.
Rückgänge im Tagesgeschäft
Das Unternehmen hatte bereits im September Abschreibungen in der Grössenordnung eines «höheren einstelligen» Milliarden-Euro-Betrags angekündigt. Schon im Gesamtjahr 2014 hatte Eon einen Rekordverlust von 3,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Grund waren damals vor allem Abschreibungen auf Kraftwerke im Ausland.
Auch im Tagesgeschäft machen sich die sinkenden Strompreise weiter bemerkbar. Der operative Gewinn (Ebitda) sackte in den ersten neun Monaten um 18 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro ab. Dennoch hielt der Vorstand an seiner Jahresprognose fest. Demnach soll der operative Gewinn von 8,3 Milliarden 2014 auf 7,0 und 7,6 Milliarden Euro fallen, der nachhaltige Überschuss soll bei 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro landen (2014; 1,6). Bei diesen Werten sind Sondereffekte wie die Abschreibungen ausgeklammert.
Etwas Entlastung von der Bundesregierung
«Das war ein sehr bewegtes und ereignisreiches Quartal», sagte Finanzvorstand Michael Sen. Der durch die Energiewende stark unter Druck stehende Konzern hatte zuletzt wieder etwas Unterstützung von der Bundesregierung bekommen. Ein Gutachten bescheinigte den vier deutschen Atomkonzernen, ausreichend Rückstellungen für die Kosten des Atomausstiegs gebildet zu haben. Damit drohen zumindest kurzfristig keine weiteren Belastungen. An der Börse waren zuvor Horrorszenarien für die Konzerne durchgespielt worden, woraufhin die Kurse einbrachen. Inzwischen haben sie sich wieder etwas erholt.
Zuletzt vermeldete Eon zudem einen Verkaufserfolg. Die Öl- und Gasquellen des Konzerns in der norwegischen Nordsee gehen für insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar an die Dea Deutsche Erdoel AG, hinter der die luxemburgische Investmentgesellschaft LetterOne des russischen Oligarchen Michail Fridman steckt. Der Preis lag über den Erwartungen von Analysten. Damit wird Eon seine Schulden von zuletzt gut 28 Milliarden Euro senken können, wenn das Geschäft abgeschlossen ist. Im vierten Quartal soll es so weit sein. Offen ist noch die Zustimmung von Behörden. (awp/mc/ps)