Wiesbaden – Angeschoben von der Nachfrage vor allem aus China hat sich die deutsche Exportwirtschaft im September weiter aus dem Corona-Tief gearbeitet. Im Vergleich zum August legten die Ausfuhren um 2,3 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Mit einem Volumen vom 109,8 Milliarden Euro lagen die Waren-Exporte allerdings noch um 3,8 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Von Januar bis einschliesslich September blieben die Ausfuhren mit 880 Milliarden Euro um 11,7 Prozent unter dem Niveau der ersten neun Monate des Vorjahres.
Nach Einschätzung der Industrie wird die Phase der Erholung noch länger dauern. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang der Exporte um insgesamt 13 Prozent. In der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 war der Aussenhandel demnach um 18 Prozent eingebrochen.
Volumen auf dem Niveau von 2014
«In diesem Jahr erwarten wir nur noch ein Exportvolumen, das ungefähr dem vor sechs Jahren entspricht», sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Er rechnet damit, dass sich die Exportaussichten bis zum Jahresende eintrüben. «Neben dem anhaltenden Corona-Schock drohen verschärfte Exportkontrollregeln, die Wachstumschancen der globalen Arbeitsteilung auszubremsen.» Hinzu kämen Visa- und Einreisebeschränkungen sowie «überbordende» Zölle.
Zeitweise Grenzschliessungen, Störungen in der Logistik und Unterbrechungen der Lieferketten zu Beginn der Corona-Pandemie hatten das Geschäft mit deutschen Exportgütern ausgebremst. Nach der Erholung im Sommer befürchtet die Wirtschaft einen erneuten Rückschlag, weil in vielen Ländern die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie zuletzt wieder verschärft wurden.
Geschäft mit China zieht wieder an
Vor allem die Geschäfte mit China, das zu den wichtigsten Absatzmärkten für Waren «Made in Germany» zählt, zogen im September deutlich an. Die Exporte in die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt stiegen um 10,6 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro im Vergleich zum September 2019. Die Ausfuhren in die von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Vereinigten Staaten sanken hingegen um 5,8 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Die USA sind seit Jahren der grösste Einzelmarkt für den deutschen Export.
Die Einfuhren nach Deutschland lagen im September mit 89 Milliarden Euro um 4,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Bei den Importen ergab sich für die neun Monate ein Wert von 751,1 Milliarden Euro und damit ein Rückgang um 9,3 Prozent zum Vorjahreszeitraum. (awp/mc/pg)