Mehr Tote durch Coronavirus in China als während der Sars-Epidemie
Peking – Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus hat China «dringend» um Hilfe bei Atemmasken und anderer Schutzausrüstung gebeten. «Was China momentan dringend braucht, sind Atemmasken, Schutzanzüge und Schutzbrillen», sagte die Sprecherin des chinesischen Aussenministeriums, Hua Chunying, am Montag in Peking.
Die Zahl der Todesfälle stieg unterdessen nochmals deutlich an. Nach Angaben der chinesischen Regierung stieg die Zahl der Toten um 57 auf 361 – das war der stärkste Anstieg innerhalb eines Tages. Damit sind in Festland-China nun mehr Menschen an dem neuartigen Coronavirus gestorben als durch die Lungenkrankheit Sars 2002 und 2003. An Sars waren damals 349 Menschen in Festland-China gestorben. Die meisten anderen der insgesamt 774 Sars-Todesfälle wurden damals in Hongkong verzeichnet.
Nach Angaben der chinesischen Regierung wurden bis Montagmorgen landesweit 2829 weitere Fälle von Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus registriert. Die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle nahm damit auf mehr als 17’200 zu. 56 der neuen Todesfälle wurden in Wuhan und der umliegenden Provinz Hubei verzeichnet, wo die Epidemie begonnen hatte. Hinzu kam ein Todesfall in der südwestlichen Millionenmetropole Chongqing.
Ausgehsperre und Schutzmaskenpflicht
Die chinesischen Behörden gehen mit drastischen Massnahmen gegen die Epidemie vor. Am Sonntag stellten sie erstmals eine Stadt ausserhalb von Hubei de facto unter Quarantäne: In der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole Wenzhou an der Ostküste darf pro Haushalt nur ein Bewohner alle zwei Tage auf die Strasse, um einkaufen zu gehen.
In Provinzen und Städten mit insgesamt mehr als 300 Millionen Einwohnern haben die Behörden zudem eine Schutzmaskenpflicht eingeführt. Vielerorts werden Atemmasken daher knapp. Nach Angaben aus dem Industrieministerium versuchen die chinesischen Behörden nun, zusätzliche Masken aus Europa, Japan und den USA zu besorgen.
In Wuhan, dem Zentrum des Virusausbruchs, sollte am Montag nach nur zehn Tagen Bauzeit ein neues Spital für Coronavirus-Patienten in Betrieb genommen werden. In dem Spital mit tausend Betten sollen rund 1400 medizinisch ausgebildete Militärangehörige Infizierte isolieren und behandeln.
Ausbreitung in 25 Ländern
Von China aus hat sich das Virus inzwischen in mindestens 24 andere Länder ausgebreitet. Der bislang einzige bekannte Todesfall ausserhalb Chinas wurde am Sonntag in den Philippinen verzeichnet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich dabei um einen Chinesen aus der Millionenstadt Wuhan in Hubei.
In Deutschland gibt es bislang zehn bestätigte Fälle von Erkrankungen durch das Coronavirus. Zwei dieser Patienten gehörten zu den mehr als hundert Menschen, die am Samstag mit einem Sonderflug aus Wuhan zurückgeholt worden waren. In Frankreich gaben die Behörden am Montag nach einer Rückholaktion Entwarnung. 20 Passagiere, die nach der Landung im südfranzösischen Istres wegen Krankheitssymptomen noch am Flughafen untersucht wurden, haben sich nicht mit dem neuartigen Virus infiziert, wie Gesundheitsstaatsekretär Adrien Taquet dem Sender BFMTV sagte. Sie wurden daraufhin wie die übrigen Passagiere – darunter fünf Schweizer – in Quarantäne-Einrichtungen gebracht.
Russland kündigte am Montag an, ausländische Coronavirus-Patienten abzuschieben. Die russischen Behörden hatten am Freitag die ersten Coronavirus-Fälle im Land gemeldet. Es handelt sich um zwei Chinesen, die in Krankenhäusern in Tjumen im Ural und in Tschita im Fernen Osten Russlands isoliert werden.
Verdacht auf Coronavirus-Infektion in Swiss-Flugzeug
In einem auf dem Zürcher Flughafen gelandeten Swiss-Flugzeug trat am Montag ein Verdachtsfall einer Infektion mit dem Coronavirus auf. Der Flughafen aktivierte den Pandemieplan und stellte das betroffene Flugzeug für weitere Untersuchungen auf einem dafür vorgesehenen Standplatz ab. Ein während Flugs von New York nach Zürich erkranktes Besatzungsmitglied hatte aber lediglich die Grippe. Es wurde Entwarnung gegeben. (awp/mc/pg)