München – In Deutschland ist erstmals eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt worden. Ein Mann aus dem Landkreis Starnberg in Bayern habe sich infiziert. In der Schweiz haben sich hingegen die beiden Verdachtsfälle nicht bestätigt.
Dies teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in München am späten Montagabend mit. Der Patient befindet sich nach Angaben der «Task Force Infektiologie» des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) klinisch in einem guten Zustand, wie es in einer Mitteilung weiter hiess. «Er wird medizinisch überwacht und ist isoliert.»
Menschen, die engen Kontakt mit dem Patienten hatten, würden ausführlich aufgeklärt und über mögliche Symptome, Hygienemassnahmen und Übertragungswege informiert.
Geringes Risiko
Der Ministeriumssprecher betonte: «Das Risiko für die Bevölkerung in Bayern, sich mit dem neuartigen Coronavirus zu infizieren, wird von der «Task Force Infektiologie» des LGL und vom Robert Koch-Institut (RKI) derzeit als gering erachtet.»
Verdacht auf Corona-Virus im Zürcher Triemli-Spital nicht bestätigt
Unterdessen ist aus dem Zürcher Triemli-Spital eine Entwarnung erfolgt: Zwei Patienten, die unter dem Verdacht gestanden sind, am Coronavirus erkrankt zu sein, haben die Krankheit nicht.
Die Testergebnisse der beiden Patienten fielen negativ aus. Den beiden Patienten gehe es gut, teilte das Triemli-Spital am Dienstag mit. Beide waren in China gewesen und kehrten mit Symptomen einer Coronavirus-Erkrankung in die Schweiz zurück.
Über 100 Tote in China
Die Zahl der Toten in China stieg unterdessen auf 106, wie die chinesische Regierung am Dienstag mitteilte. Ferner wurden 1291 neue Fälle von Erkrankungen durch den Erreger verzeichnet, womit die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle in der Volksrepublik auf mehr als 4000 stieg.
Das neue Virus stammt ursprünglich vermutlich von einem Markt in Wuhan, wo es wohl von dort gehandelten Wildtieren auf den Menschen übersprang. China hat im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung drastische Massnahmen ergriffen: In der Provinz Hubei wurden mehr als 45 Millionen Menschen weitgehend von der Aussenwelt abgeschottet. Fern- und Nahverkehr wurden gestoppt. Am Montag erlag erstmals in der Hauptstadt Peking ein Mann der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit.
In der Schweiz gibt es laut dem Bundesamt für Gesundheit BAG bisher keine bestätigten Infektionen. Mit den betroffenen Schweizern in der Provinz Hubei steht das Aussendepartement EDA zudem in Kontakt.
Milderung der Symptome
Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung gibt es derzeit nicht. Die Symptome können aber mit Medikamenten gemildert werden. Zur Genesung von leichten Coronavirus-Symptomen ist nach Expertenangaben eine Woche ausreichend. Milde Verläufe der Infektion würden sich nicht als Lungenentzündung, sondern nur leichtes Fieber darstellen, sagte der chinesischen Experte der Gesundheitskommission (NHC), Li Xingwang.
Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach bisherigen Erkenntnissen auf ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen zurück.
Chinas autonome Region Tibet hat vorübergehend alle touristischen Stätten geschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag. Ausserdem würden alle Einreisenden zur Beobachtung 14 Tage lang unter Quarantäne gestellt werden.
Wegen der neuen Lungenkrankheit in China wollen immer mehr Länder ihre Staatsangehörigen aus den besonders betroffenen Regionen zurückholen. «Wir arbeiten an einer Möglichkeit für britische Staatsangehörige, die Hubei-Provinz zu verlassen», hiess es am Montag etwa von der britischen Regierung.
Zahlreiche Reisewarnungen
Belgien bot Landsleuten in Wuhan und der Provinz Hubei die Rückkehr an, auch die Niederlande, Dänemark und weitere Länder prüften Möglichkeiten, Staatsbürger auszufliegen. Andere Länder wie Japan, Frankreich und die USA haben solche Rückholaktionen bereits in die Wege geleitet.
Das US-Aussenministerium rät Amerikanern derweil von Reisen nach China ab. Vor allem sollte auf Besuche der besonders betroffenen Provinz Hubei rund um die Stadt Wuhan verzichtet werden, teilt das Ministerium mit. Wer dennoch in die Volksrepublik fahre, müsse sich vor Ort auf kurzfristige Reisebeschränkungen der chinesischen Behörden einstellen.
Auch Kanada rät seinen Staatsbürgern von allen Reisen in die besonders betroffene chinesische Provinz Hubei ab. Grund sei die Auferlegung von Reisebeschränkungen wegen des Coronavirus, teilte die kanadische Regierung am Montag (Ortszeit) mit.
Südkorea bestätigte unterdessen den vierten Fall einer Erkrankung mit dem Virus. «Die Regierung wird alles daran verwenden, die Bürger zu schützen und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft zu minimieren», sagte Finanzminister Hong Namki bei einem politischen Treffen in Seoul am Dienstag. Hong erklärte, die Regierung werde die notwendigen Massnahmen mit Hilfe des Nothilfefonds aus dem bestehenden Haushalt finanzieren, darunter 20,8 Milliarden Won (rund 17,8 Millionen Dollar) zur Eindämmung einer Epidemie.
Und zahlreiche Firmen, wie etwa Facebook, bieten ihren Mitarbeitern an, von zu Hause aus zu arbeiten. Gleichzeitig rief Facebook seine Mitarbeiter auf, nicht dringliche Reisen nach China zu verschieben. (awp/mc/ps)