Etihad lanciert Offensive – Erstes Flugzeug präsentiert
Saab 2000 der neu gegründeten Etihad Regional.
Zürich-Flughafen – Die Fluggesellschaft Etihad aus dem ölreichen Abu Dhabi gibt das Startklar-Zeichen für ihren Angriff in der Schweiz. Am Flughafen Zürich präsentierte sie am Donnerstag das erste Flugzeug der neuen Fluggesellschaft Etihad Regional.
Es ist eine umgestaltete 50-plätzige Saab 2000 der Darwin Airline. Etihad hat im November angekündigt, mittels einer Kapitalerhöhung einen Drittel der Anteile der Tessiner Fluggesellschaft zu übernehmen und deren Markenauftritt in Etihad Regional umzubennen. Formell bleibt die Darwin Airline vorderhand der Operateur, sodass die Start- und Landerechte nicht verfallen.
Auf dem Seitenleitwerk der ersten umgespritzten Darwin-Maschine prangt gross das «E»-Logo von Etihad und unten im Ansatz das Schweizer Kreuz. Bis Mitte Jahr sollen alle zehn Saab 2000 der Darwin Airline umgestaltet werden und eine neue Innenausstattung erhalten.
Die erste Maschine wurde in einem Hangar mit einigem Pomp zahlreichen Journalisten aus vielen Ländern vorgeführt. Sie stand vor einem Airbus A330 der Muttergesellschaft Etihad Airways. Dieser fliegt ab Juni täglich von Zürich nach Abu Dhabi. In der Hauptstadt des gleichnamigen arabischen Emirats befindet sich das Drehkreuz der erst vor zehn Jahren gegründeten Etihad.
Hub stärken
Mit der neuen Regionalgesellschaft wolle Etihad Fluggäste aus europäischen Nebenmärkten auf ihr schnell wachsendes globales Streckennetz bringen, sagte Etihad-Chef James Hogan. Derzeit fliegt die Darwin Airline 15 Destinationen ganzjährig an. Bis im Sommer soll das Netz auf 34 Destinationen erweitert werden.
Zürich wird verbunden mit Leipzig/Halle, Linz, Graz, Florenz, Verona, Turin, Lyon, Genf und Lugano. Ab Genf sind es gemäss den Plänen sogar über ein Dutzend Destinationen. Lugano erhält zusätzlich zu Genf und Zürich einige Sommerverbindungen.
Zudem fliegt Etihad Regional von weiteren Flughäfen, die von ihrer Muttergesellschaft bedient werden: Neben Zürich und Genf sind dies Amsterdam, Paris, Düsseldorf, Belgrad und ab Juli Rom.
Im Verbund mit Etihad sollen Ressourcen und Erfahrungen geteilt und Synergien genutzt werden, um Produktivitätsgewinne zu erzielen, sagte Hogan. Bis Ende Jahr solle die Regionalfluggesellschaft wieder rentabel sein. Darwin-Chef Maurizio Merlo wird die Regionallinie weiterhin führen. Er geht davon aus, dass durch die Expansion neue Stellen geschaffen werden.
Diverse Beteiligungen
Die rasant wachsende Etihad kauft sich seit einigen Jahren bei kapitalbedürftigen Airlines ein; bislang mit Minderheitsanteilen. Neben Darwin Airline kündigte Etihad auch den Einstieg bei Air Berlin, Aer Lingus, Air Serbia, Virgin Australia, Air Seychelles und bei der indischen Jet Airways an.
Darwin ist die erste dieser Fluggesellschaften, die umbenannt wird. Interesse zeigte Etihad zuletzt auch an der angeschlagenen Alitalia. Zunächst müsse aber klar sein, wie Alitalia wieder in die schwarzen Zahlen kommen könnte.
Die Pläne der Etihad («Equity-Airline-Allianz-Strategie») mögen an die «Hunter»-Strategie erinnern, mit welcher sich die Swissair an maroden Fluglinien beteiligte, um international zu expandieren und ihre grosse Verbindungen ab dem Hub Zürich zu füllen.
Swiss sieht sich benachteiligt
Anders als die untergegangene Swissair verfügt Etihad mit dem Emirat Abu Dhabi aber über einen finanzstarken und investitionswilligen Besitzer. So wird die Etihad-Flotte von gegenwärtig 86 Maschinen kräftig ausgebaut: 220 Jets sind bestellt, wie Konzernchef Hogan festhielt.
Die Swiss sieht sich gegenüber den finanzstarken arabischen Airlines wie Etihad oder Emirates, die seit Anfang Jahr mit einem A380 ab Zürich fliegt, benachteiligt. Dank günstigen Rahmenbedingungen könnten diese den Markt mit Preisangeboten aufmischen, mit denen europäische Fluggesellschaften nicht mithalten können, liess sich Swiss-Manager Jean-Pierre Tappy kürzlich in der «NZZ» zitieren.
Von einem fairen Wettbewerb könnte keine Rede sein. So könnten die Golf-Airlines ihre Hubs rund um die Uhr betreiben, zahlten weder Steuern noch Sozialabgaben und hätten auch nicht mit steigenden Gebühren zu kämpfen. Tappy forderte deshalb ein Umdenken der Schweizer Behörden. (awp/mc/ps)