Köln – Boeings Krisenjet 737 Max soll nach fast zwei Jahren Flugverbot auch in Europa demnächst wieder starten dürfen. Er erwarte die Wiederzulassung in der nächsten Woche, sagte der Chef der europäischen Luftfahrtbehörde EASA, Patrick Ky, am Dienstag in einer Online-Veranstaltung mit dem deutschen Luftfahrt-Presse-Club. Nach Ansicht der Behörde erfüllten die Verbesserungen an dem Flugzeugtyp die Anforderungen an die Flugsicherheit.
In Boeings Heimatland USA und in Brasilien ist die 737 Max bereits wieder zugelassen. In Kanada wird das Startverbot für den Flugzeugtyp an diesem Mittwoch aufgehoben, wie die dortige Luftfahrtbehörde Transport Canada am Montag mitgeteilt hatte. Die Fluggesellschaft Air Canada kündigte daraufhin an, den Flugzeugtyp ab 1. Februar wieder einzusetzen.
Bis zum Neustart der «Max» in Europa stehen aber unter anderem noch Pilotentrainings an. Auch der vom Billigflieger Ryanair bestellte Sondertyp Max 200 werde in den kommenden Wochen zugelassen und stehe für den Sommer bereit, sagte EASA-Chef Ky.
Zwei Abstürze mit 346 Todesopfern
Die Boeing 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten aus dem Verkehr gezogen worden. Als Hauptursache der Unglücke galt ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm. Boeing hatte die Probleme eigentlich bereits nach dem ersten Absturz beheben wollen. Doch es traten wiederholt weitere Mängel auf, so dass es letztlich rund 20 Monate dauerte, bis die US-Luftfahrtbehörde FAA das Flugverbot für die USA Mitte November aufhob.
Die EASA hat laut Ky zusätzlich eigene Prüfungen durchgeführt, die sie bei der ursprünglichen Zulassung der US-Behörde FAA überlassen hatte. Es habe nach den Unfällen volle Transparenz der FAA und des Herstellers Boeing gegeben, sagte Ky. Zuletzt hatte die Öffentlichkeit die von der EASA Ende November veröffentlichte Lufttüchtigkeitsanweisung kommentieren können.
737 Max muss auch ohne MCAS fliegen können
Laut EASA-Chef Ky hat die europäische Behörde den Jet auch ohne die umstrittene Software MCAS getestet. Die 737 Max wäre «auch ohne MCAS ein Flugzeug, das sich sicher fliegen lässt», sagte er.
Im Falle der beiden Abstürze hatte ein Sensor falsche Daten über die Fluglage und einen drohenden Strömungsabriss an die Software geliefert. Diese drückte die Nase der Flugzeuge daraufhin immer weiter nach unten, bis sie auf dem Boden aufprallten. Künftig baut die Software auf die Daten von zwei Sensoren. Zudem würden die Piloten dafür trainiert, dass sie fehlerhafte Daten eines solchen Sensors erkennen können, sagte Ky.
Die EASA hatte zudem den Einbau eines dritten Sensors gefordert. Dieser soll ein sogenannter synthetischer Sensor sein, der erst noch entwickelt werden muss. In der noch gar nicht zugelassenen Langversion des Jets, der 737 Max 10, soll er von Anfang an vorgeschrieben sein. Bei den übrigen Varianten soll er später nachgerüstet werden. (awp/mc/ps)