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Luxemburg – Die krisengeschüttelte Eurozone ist nach anderthalb Jahren mit schrumpfender Wirtschaftsleistung wieder auf Wachstumskurs. Im zweiten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Währungsraum um 0,3 Prozent zu. Die europäische Statistikbehörde Eurostat bestätigte eine erste Schätzung von Mitte August. Im Vergleich zum Vorjahr baute die Euro-Wirtschaft zwar weiter ab, allerdings liegt das Minus mit 0,5 Prozent unter den zunächst ermittelten 0,7 Prozent.
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Euroraum trugen positiv zum Wachstum bei. Sie kletterten im zweiten Quartal um 0,2 Prozent und damit etwas stärker als von Ökonomen erwartet. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte es noch einen Rückgang in gleicher Grössenordnung gegeben. Die Bruttoanlageinvestitionen überraschten mit einem Anstieg um 0,3 Prozent. Nach einem Minus von 2,2 Prozent im Vorquartal hatten Analysten mit einem weiteren Rückgang gerechnet.
Die staatlichen Konsumausgaben legten um 0,4 Prozent im Quartalsvergleich zu. Die Ausfuhren kletterten um 1,6 Prozent, während die Einfuhren einen Anstieg um 1,4 Prozent verbuchten. Beide Grössen waren im Auftaktquartal noch spürbar gesunken.
Die Eurozone hat ihre tiefe Rezession nach sechs Quartalen vorerst überwunden. Volkswirte sprechen meist von einer Rezession, wenn das BIP mindestens in zwei Quartalen nacheinander schrumpft. Bereits im Auftaktquartal hatte sich der Abschwung deutlich abgeschwächt und nur noch bei minus 0,3 Prozent gelegen. Im Schlussquartal 2012 war die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum noch um 0,6 Prozent zum Vorquartal geschrumpft.
Zuversicht steigt
Dass die Wirtschaft im Euroraum langsam wieder auf die Beine kommt, zeigen auch die jüngsten Ergebnisse des an den Finanzmärkten stark beachteten Einkaufsmanagerindex des Forschungsunternehmens Markit. Im August konnte das Barometer von 50,5 Punkten im Vormonat auf 51,5 Zähler zulegen. Das ist der höchste Stand seit Juni 2011.
«Die Erholung der Eurozone entfaltet eine immer grössere Spannbreite, immer mehr Sektoren und Länder finden aus der Rezession heraus», kommentierte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Die Dienstleister konnten im August erstmals seit eineinhalb Jahren einen Anstieg der Geschäftstätigkeit vorweisen. Der entsprechende Indexwert stieg von 49,8 Punkten im Vormonat auf 50,7 Zähler. Damit liegt er über der sogenannten Expansionsschwelle, ab der mit Wachstum zu rechnen ist.
Italien liefert enttäuschende Zahlen
Trotz des Anstiegs fallen die Zahlen nicht uneingeschränkt positiv aus. Die Finanzmärkte reagierten enttäuscht. Der Eurokurs fiel kurzzeitig auf ein Tagestief bei 1,3157 US-Dollar. Der Grund: Markit hatte in einer ersten Schnellschätzung ein noch höheres Plus beim Einkaufsmanagerindex ermittelt. Zudem lagen die Daten aus dem italienischen Service-Sektor deutlich unter den Erwartungen der Analysten.
Insgesamt zeigen sich Experten dennoch zufrieden: «Die Zahlen sind trotz der leichten Enttäuschung in Italien erfreulich und untermauern per saldo die konjunkturellen Erholungstendenzen in Europa», sagte Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen. Erst im zweiten Quartal hatte die Euro-Wirtschaft nach anderthalb Jahren mit schrumpfender Produktion auf den Wachstumspfad zurückgefunden. Die Erholung dürfte jedoch langwierig und mühsam verlaufen. (awp/mc/pg)