Eurogruppe verliert Geduld mit Athen: «Am 28., 24.00 Uhr is over»
» Leider nicht so richtig weitergekommen»: Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble.
Brüssel / Athen – Im Schuldenstreit mit Griechenland verlieren die europäischen Partner die Geduld. «Am 28., 24.00 Uhr, is over», stellte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am Dienstag unmissverständlich fest. Zu diesem Zeitpunkt läuft das bisherige Hilfsprogramm für Griechenland aus.
Deutschland und andere Euro-Länder forderten die Regierung in Athen erneut auf, bis diesen Freitag eine Verlängerung zu beantragen. Dies lehnt das Links-Rechts-Bündnis unter Ministerpräsident Alexis Tsipras strikt ab. Athen macht das bisherige Programm der Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds (IWF) für die Misere in Griechenland verantwortlich. Zugleich pocht Tsipras auf weitere Kredithilfen – mit dann weniger harter Auflagen.
Gefahr von Euro-Austritt wächst
Ohne eine rasche Einigung droht Griechenland eine dramatische Verschlechterung seiner Finanzlage bis hin zur Staatspleite. Zwar wächst die Gefahr eines Euro-Austritts Griechenlands – des sogenannten Grexit. Die Finanzmärkte sind bisher aber kaum beeindruckt. An diesem Mittwoch könnte die Europäische Zentralbank (EZB) entscheiden, ob sie den griechischen Banken den Geldhahn zudreht.
«Wir hoffen, dass sie (die griechische Regierung) um eine Verlängerung des Programms bittet», sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem in Brüssel bei Beratungen der EU-Finanzminister. Wenn Griechenland einen Antrag stelle, könnten die Euro-Partner einen Handlungsspielraum gewähren: «Der Ball liegt bei den Griechen.»
Schäuble: «Sind nicht so richtig weitergekommen»
Schäuble kritisierte Athen: «Wir sind leider nicht so richtig weitergekommen.» Die entscheidende Frage sei, was die griechische Regierung überhaupt wolle. Die Zweifel der Euro-Partner seien gewachsen. Wenn das laufende Hilfsprogramm nicht ordnungsgemäss beendet werde, trete eine schwierige Situation ein: «Was dann der Fall sein wird, darüber zu spekulieren, macht keinen Sinn.»
Regierungschef Tsipras warf Schäuble in Athen vor, sich abwertend über das griechische Volk geäussert zu haben. «Es wäre besser, er würde Völker bemitleiden, die mit hängendem Kopf gehen.» Schäuble hatte am Vortag gesagt, die Griechen täten ihm leid. Sie hätten eine Regierung gewählt, die sich unverantwortlich verhalte.
Tsipras: Regierung wird Verhandlungen fortsetzen
Der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling sagte: «Wir sind zuversichtlich, dass (…) von Griechenland ein entsprechender Antrag kommt.» Vom Zeitplan her müsste der diese Woche, spätestens Anfang nächster Woche vorliegen. Tsipras betonte, seine Regierung werde die Verhandlungen fortsetzen, solange es nötig sei: «Jede neue Geburt hat ihre Schwierigkeiten.»
Am Vorabend hatten die anderen 18 Euro-Länder den Griechen ein Ultimatum bis Freitag gestellt, um eine Verlängerung zu beantragen – zusammen mit verbindlichen Zusagen Athens. Hintergrund ist unter anderem die nötige Zustimmung auch des Bundestages und anderer Parlamente noch diesen Monat.
Finanzlage bleibt unklar
Die aktuelle und künftige Finanzlage Griechenlands bleibt unklar. Athen hat den Europartnern nach Angaben aus Delegationskreisen erneut keine verlässlichen Zahlen und Pläne zur Wirtschaftspolitik vorgelegt. Bis Sommer muss Griechenland Milliarden an die Geldgeber zahlen. Am Kapitalmarkt kann sich Athen längerfristig kein Geld leihen und benötigt daher weitere Hilfen.
Die nächste wichtige Entscheidung steht an diesem Mittwoch an. Die EZB berät darüber, ob sie die Notfallkredite von bisher 65 Milliarden Euro für die griechischen Banken weiter bewilligt. Die Hellas-Banken geraten zunehmend unter Druck, da griechische Sparer angesichts der Unsicherheiten viel Geld von ihren Bankkonten abziehen. (awp/mc/upd/ps)