Eurokrise bleibt noch lange aktuell

Eurokrise bleibt noch lange aktuell

Zürich – Die Eurokrise und ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sowie die Schweiz wird die Anleger nach Meinung der Credit Suisse noch lange beschäftigen. «Bis auf Deutschland steigt die Verschuldung in allen Ländern weiter an, das Wachstum wird durch die Sparkurse beschnitten», sagte Ökonom Oliver Adler in Zürich. Die Divergenz zwischen Nord- und Südeuropa wird sich fortsetzen.

Derzeit lancierte Wachstumsprogramme seien wenig hilfreich. «Verglichen mit den privaten Investitionen sind die angepeilten Investitionen der Europäischen Investitionsbank EIB verschwindend klein», erklärt Adler. Zwar sollten die südeuropäischen Staaten ihren Sparkurs nicht abbrechen, man wäre aber gut beraten, diesen nicht so radikal durchzuführen. Derzeit koste 1 Prozentpunkt geringeres Defizit etwa 1,5 Prozentpunkte BIP-Wachstum. Das erschwere die Fiskalsanierung. Der Süden Europas müsse sich für 2012 wohl auf eine tiefe Rezession einstellen.

Griechenland-Risiko beträchtlich
Hinzu komme nun die schwierige Lage in Griechenland nach der Wahl. «Das Risiko, dass Griechenland aus der Eurozone ausschert, ist beträchtlich. Es liegt aber noch unter 50%», so Adler im Gespräch mit AWP Video. Dass die gesamte Eurozone auseinanderbricht hält er aber nach wie vor für sehr unwahrscheinlich. Dies sei nicht optimistisch, sondern realistisch. «Die Kosten eines Bruchs wären einfach zu hoch, daher sind eher weitere Zugeständnisse beispielsweise von Deutschland in Sachen Eurobonds zu erwarten.» Eine rasche Vergemeinschaftlichung der Staatsschulden werde es hingegen kaum geben.

Auswirkungen für die Schweiz gering
Insgesamt erwartet Adler nur relativ geringe Auswirkungen der weiterhin schwelenden Krise für die Schweiz. Im Negativszenario rechnet die CS mit einem BIP-Wachstum von 0,2% für 2012, im Normalfall sollten es 0,5% sein. Die weiterhin lockeren monetären und Kredit-Bedingungen sollten die Handelseffekte zu einem grossen Teil kompensieren.

SNB gefordert
Da die EZB in nächster Zeit aber wohl eher zu einer Zinssenkung neigt, erhöht dieser schrumpfende Zinsvorteil den Aufwertungsdruck auf den Franken. «Die SNB wird wohl wieder gefordert, die Untergrenze zu verteidigen», ergänzt Nannette Hechler-Fayd’herbe, Leiterin Global Financial Markets Research. Derzeit lägen die Terminkurse bereits unter dieser Grenze. In den kommenden 12 Monaten erwartet sie für den EUR/CHF-Wechselkurs eine weiterhin enge Handelsspanne im Bereich von 1,20 bis 1,23 und eine Ausweitung der Devisenreserven der SNB. (awp/mc/pg)

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