Europa lockert Corona-Regeln
Berlin / Madrid / Rom – Das unbeschwerte Reisen innerhalb Europas wird noch eine Weile nicht möglich sein, doch in den einzelnen Ländern erwacht das öffentliche Leben wieder. Die Spanier durften schon am Wochenende wieder ins Freie zum Sport und zum Flanieren. Zahlreiche europäische Länder lockern zu Wochenbeginn einige, teils drastische Anti-Corona-Massnahmen. Allerdings haben viele strikte Vorsichtsregeln weiter Bestand.
Italiener dürfen wieder ins Freie
Nach fast zwei langen Monaten lockert Italien die Ausgangssperren, die zu den strengsten in Europa gehörten. Ab Montag dürfen rund 60 Millionen Menschen erstmals wieder zum Sport oder Spaziergang nach draussen. Industrie und Bauwirtschaft fahren ihre Produktion wieder hoch. Allerdings bleiben die meisten Geschäfte noch zu. Restaurants und Bars dürfen nur einen Liefer- oder Take-Away-Service anbieten und bleiben bis Juni für Besuche geschlossen. Die Regierung in Rom hatte die Menschen im ganzen Land am 10. März unter Quarantäne gestellt und dann auch die nicht-lebenswichtige Produktion geschlossen.
Österreicher können Angehörige in Heimen wieder besuchen
Von Montag an sind Besuche in Alten- und Pflegeheimen eingeschränkt möglich. Zudem beginnt für rund 100’000 Schüler der Abschlussklassen der Alpenrepublik wieder der reguläre Unterricht. Nach dem Stufenplan der Regierung sind danach Mitte Mai die Grundschulen und Unterstufen dran; alle anderen folgen Anfang Juni. Im Land sind inzwischen alle Geschäfte und fast alle Dienstleister wieder geöffnet. Am 15. Mai folgen die Restaurants, Ende Mai Hotels. Doch die Hygieneregeln gelten weiter, wie ein Mindestabstand von einem Meter und das Tragen von Mund-Nasen-Schutz in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln.
Franzosen müssen noch etwas warten
Frankreich will die strengen Ausgangsbeschränkungen erst vom 11. Mai an lockern. Das Tragen von Schutzmasken in öffentlichen Verkehrsmitteln soll dann zur Pflicht werden. Geschäfte sollen von diesem Termin an wieder öffnen können. Restaurants oder Cafés werden aber weiter geschlossen bleiben; auch Strände sind für Besucher und Sportler bis mindestens 1. Juni tabu. Gesundheitsminister Olivier Véran warnte am Sonntag zugleich, dass der Termin 11. Mai wackeln könnte, falls die Pandemie bis dahin nicht ausreichend eingedämmt sei. Auch dämpfte Véran in der Zeitung «Le Parisien» die Hoffnung mit Blick auf die Sommerferien. Er wisse nicht, ob die Strände wieder öffnen könnten. Er würde sich persönlich auch kein Flugticket kaufen.
Belgier bleiben noch vorsichtig
Am Montag soll die erste Phase der Lockerung der Auflagen in Belgien beginnen. So sollen wieder mehr Busse und Bahnen fahren, dabei gilt eine Masken-Pflicht für Personen ab zwölf Jahren. Öffnen dürfen Unternehmen, die als Kunden andere Firmen haben, aber keine Privatpersonen bedienen. Auch Stoff- und Kurzwarenläden dürfen aufmachen. Andere Geschäfte jenseits des Lebensmittelhandels sollen noch eine Woche zu bleiben. Sport ist unter Einhaltung der Distanzregeln wieder mit zwei Personen erlaubt, die nicht im eigenen Haushalt wohnen. Das Arbeiten zu Hause soll aber die Regel bleiben, und die Menschen sollen ihr Haus nur selten verlassen – etwa zum Einkaufen, für den Weg zur Arbeit oder zum Arzt. Die nächsten Etappen der Lockerung sind für den 11. und 18. Mai vorgesehen. Erst in Phase drei ist die schrittweise Schulöffnung anvisiert.
Polnische Pendler müssen nicht mehr in Quarantäne
Polnische Bürger, die in Deutschland, der Slowakei, Tschechien oder Litauen arbeiten oder studieren, müssen von Montag an bei einer Rückkehr nach Polen nicht mehr für 14 Tage in Quarantäne. Für medizinisches Personal und Menschen, die in Pflegeeinrichtungen tätig sind, gilt die Quarantäne-Regelung aber weiter. Hotels, Einkaufszentren und Sportplätze unter freiem Himmel sollen wieder öffnen. Kontrollen an den Grenzen zu anderen EU-Mitgliedstaaten bleiben bis zum 13. Mai bestehen – solange ist das Land auch für Ausländer geschlossen. Ausnahmen gelten für Menschen mit Daueraufenthaltsgenehmigung, für Lastwagenfahrer und Diplomaten.
In Ungarn dürfen sich Menschen ausserhalb von Budapest und Umgebung bei Einhaltung des Mindestabstands wieder frei bewegen. Geschäfte können uneingeschränkt öffnen, Gaststätten wieder aufmachen, wenn sie draussen bedienen. Landesweit besteht Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln. In Griechenland können die Bürger von Montag an ohne Einschränkungen aus dem Haus gehen. Sie dürfen aber nicht in eine andere Präfektur reisen (das entspricht in etwa einem Landkreis in Deutschland). Friseursalons, Elektrogeschäfte und Buchläden öffnen wieder. Masken sind ab Montag in öffentlichen Verkehrsmitteln, Aufzügen und Krankenhäusern sowie in Arztpraxen Pflicht. In Portugal dürfen viele kleine Geschäfte wieder öffnen. Auch Sport im Freien ist wieder erlaubt. (awp/mc/ps)