Europäischer Essenslieferdienst Just Eat Takeaway schluckt Grubhub
Amsterdam / Chicago – Im Geschäft mit Essenslieferungen entsteht ein transatlantisches Schwergewicht. Die britisch-niederländische Firma Just Eat Takeaway.com übernimmt den US-Rivalen Grubhub. Damit kommt der Fahrdienst-Vermittler Uber, der als wahrscheinlicher Käufer von Grubhub gehandelt wurde, nun doch nicht zum Zug. Laut US-Medienberichten soll auch der deutsche Konkurrent Delivery Hero Interesse gezeigt haben.
Just Eat Takeaway will den Kaufpreis komplett in eigenen Aktien zahlen und akzeptiert dabei einen Aufschlag von 27 Prozent auf den jüngsten Schlusskurs von Grubhub. Die Unternehmen einigten sich auf 75,15 Dollar pro Aktie, wie sie nach US-Börsenschluss in der Nacht auf Donnerstag mitteilten. Damit werde Grubhub bei der Übernahme insgesamt mit rund 7,3 Milliarden Dollar (6,4 Mrd Euro) bewertet.
Grösster Essenslieferkonzern ausserhalb Chinas
Durch den Zusammenschluss entsteht den Unternehmen zufolge der grösste Essenslieferkonzern ausserhalb Chinas. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden.
Anleger reagierten mit gemischten Gefühlen auf die geplante Übernahme. Die Grubhub-Aktie reagierte im vorbörslichen Handel am Donnerstag zwar mit einem Anstieg von zuletzt 7 Prozent, notierte mit 63,20 Dollar aber deutlich unter den gebotenen 75,15 Dollar. Ein Grund könnte die geplante Bezahlung in Aktien von Just Eat Takeaway sein. Vielen Anlegern ist bei einer Übernahme Bares lieber.
Analyst Hubert Jeaneau von der Grossbank UBS verwies zudem auf den harten Wettbewerb im Markt für Essenslieferungen. Allerdings biete gerade der US-Markt aber auch reichlich Möglichkeiten. Die Aktionäre von Just Eat Takeaway scheinen ebenfalls Positives und Negatives zu sehen. Der Aktienkurs schwankte am Donnerstag zwischen Gewinnen und Verlusten. Zuletzt fielen die Papiere um rund ein halbes Prozent.
Uber aus dem Rennen
So hatte Medienberichten zufolge der Konkurrent Uber bereits im Februar Übernahmegespräche mit Grubhub angeschoben. Denn: Der Fahrdienst-Vermittler will sein Lieferangebot Uber Eats ausbauen. Gerade in der Corona-Krise boomt das Geschäft der Essenszusteller. Ein Zusammenschluss von Grubhub und Uber Eats hätte aber an wettbewerbsrechtlichen Bedenken scheitern können, weil beide vor allem auf dem US-Markt aktiv sind. Dieses Problem dürfte es nun nicht geben, da Just Eat Takeaway dort bislang gar nicht vertreten ist.
Uber erklärte nach Bekanntgabe des Deals, die Branche brauche eine Konsolidierung. «Das bedeutet nicht, dass wir an jedem Deal, zu jedem Preis, mit jedem Player interessiert sind.» Laut früheren Medienberichten soll Uber 68 Dollar je Grubhub-Aktie geboten haben.
Nach Informationen der «Financial Times» hatte Uber im vergangenen Jahr bereits versucht, den Grubhub-Rivalen DoorDash zu übernehmen, blitzte aber ab. Auch nachdem Grubhub mehrere Konkurrenten wie Eat24 oder Foodler schluckte, ist die Firma im US-Markt immer noch kleiner als DoorDash.
Just Eat Takeaway entstand selbst erst im Frühjahr, ebenfalls durch einen Zusammenschluss. Die niederländische Firma Takeaway übernahm den britischen Wettbewerber Just Eat. (awp/mc/ps)