Luxemburg – Die Inflation im Euroraum bleibt trotz einer leichten Abschwächung hartnäckig. Die Inflationsrate fiel im Juni von 2,6 Prozent im Vormonat auf 2,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit der Entwicklung gerechnet, nachdem sich die Teuerung im Vormonat noch beschleunigt hatte.
Ohne schwankungsanfällige Preise von Energie und Nahrungsmitteln stagnierte die Teuerung im Juni auf 2,9 Prozent. Hier hatten Experten mit einem leichten Rückgang gerechnet. Die sogenannte Kerninflation beschreibt den Preistrend nach Ansicht von Ökonomen zuverlässiger als die Gesamtrate.
«Der Inflationsrückgang setzt sich nur langsam fort», kommentierte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Die letzten Meter zum Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) seien eine äusserst zähe Angelegenheit. «Dies weiss auch die EZB und richtet ihre Zinspolitik entsprechend danach.»
Höhepuntk bei zehn Prozent
Die Europäische Zentralbank hatte ihre straffe Geldpolitik Anfang Juni erstmals nach der grossen Inflationswelle gelockert, weil die Teuerung im Trend rückläufig ist. Ihren Höhepunkt hatte die Inflation im Jahr 2022 mit mehr als zehn Prozent markiert. In diesem Jahr ist der Rückgang allerdings ins Stocken geraten.
«Die EZB lockert zwar den Leitzins, geht dabei aber vorsichtig vor», erklärte Ökonom Gitzel. Nach eigenem Bekunden wollen die Währungshüter auf Sicht fahren und weitere Zinssenkungen nach Datenlage beschliessen. Gitzel rechnet mit Reduzierungen im vierteljährlichen Rhythmus. «Die nächste Zinssenkung dürfte deshalb im September anstehen.»
Besonders deutlich stiegen im Juni erneut die Preise für Dienstleistungen, sie erhöhten sich wie im Monat zuvor um 4,1 Prozent auf Jahressicht. Diese Komponente hat die EZB wegen des hohen Lohnanteils und der zuletzt hohen Tariflohnabschlüsse besonders im Blick. Der Anstieg der Energiepreise bewegte sich hingegen mit 0,2 Prozent knapp über Stagnation, während Lebens- und Genussmittel 2,5 Prozent teurer waren. Industriell gefertigte Waren waren im Schnitt 0,7 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. (awp/mc/pg)