Luxemburg – Die Inflation in der Eurozone ist im November von ihrem Rekordniveau aus leicht gesunken. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mitteilte. Im Oktober hatte die Teuerung den historischen Höchststand von 10,6 Prozent erreicht. Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet, allerdings nur auf 10,4 Prozent. Experten wollten aber einen erneuten Anstieg der Inflationsrate in den kommenden Monaten nicht ausschliessen.
Nach wie vor steigen die Energiepreise am stärksten, allerdings nicht mehr ganz so kräftig wie noch im Vormonat. Gegenüber November 2021 lagen sie aber immer noch 34,9 Prozent höher. Die Preise von Nahrungs- und Genussmitteln stiegen ebenfalls deutlich um 13,6 Prozent. Hier verstärkte sich der Preisauftrieb sogar noch etwas.
Energiekosten bleiben im Fokus
Nach Einschätzung von Experten bleiben die Kosten für Energie in den kommenden Monaten der bestimmende Faktor für die weitere Entwicklung der Verbraucherpreise. «Wir gehen davon aus, dass die Inflationsrate im Dezember und Anfang 2023 noch einmal deutlich steigen wird», sagte Analyst Christoph Weil von der Commerzbank. Mit der Stabilisierung der Energiepreise, zu der auch die geplante Gas- und Strompreisbremse beitragen werde, dürfte die Inflationsrate im weiteren Verlauf 2023 deutlich fallen.
Kernteuerung verharrt auf 5 Prozent
Die Kernteuerung, bei der stark schwankende Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, verharrte im November auf 5,0 Prozent. Diese Grösse wird von Ökonomen besonders beachtet, da sie einen Hinweis darauf gibt, wie stark die Unternehmen die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten auf die Verbraucher überwälzen. Hieraus können sich zusätzliche Inflationsrisiken ergeben.
Spanien hat mit 6,6 Prozent die tiefste Inflationsrate
Bei der Preisentwicklung zeigten sich im November nach wie vor grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern der Eurozone. Die höchsten Inflationsraten werden aus den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen gemeldet mit jeweils mehr als 20 Prozent. Die niedrigste Rate verzeichnete Spanien mit 6,6 Prozent.
Das Preisziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von mittelfristig zwei Prozent wird weiter klar überschritten. Zuletzt hat allerdings eine Debatte eingesetzt, ob die Zentralbank ihr Straffungstempo bald etwas verringern könnte. Hintergrund ist die sich abschwächende Konjunktur, die unter den Folgen des Ukraine-Kriegs leidet. Derzeit ist nicht klar, ob die EZB auf ihrer nächsten Sitzung Mitte Dezember die Leitzinsen erneut um 0,75 Prozentpunkte oder um 0,50 Punkte anheben will.
«Die etwas tiefere Inflationsrate im November könnte allerdings all diejenigen EZB-Ratsmitglieder bestätigen, die für eine Zinsanhebung von 0,50 Prozentpunkten im Dezember plädieren», sagte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Ein solcher Zinsschritt sollte aber nicht bedeuten, dass die EZB bereits ein Ende des Zinserhöhungszyklus im Auge hat. (awp/mc/pg)