Luxemburg – Die Inflation in der Eurozone hat sich Ende des vergangenen Jahres erstmals seit September wieder beschleunigt. Die Verbraucherpreise lagen im Dezember 2,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im November lag Inflationsrate deutlich niedriger und erreichte mit 2,4 Prozent den tiefsten Stand seit dem Sommer 2021. Analysten hatten den deutlichen Anstieg der Teuerung im Dezember erwartet und warnen vor einer weiter erhöhten Inflation.
Im Monatsvergleich stiegen die Preise um 0,2 Prozent, wie es weiter in der Mitteilung hiess. Bis zum Anstieg im Dezember hatte sich die Teuerung in der Eurozone im Verlauf des Jahres 2023 tendenziell abgeschwächt, nachdem die Inflationsrate im Herbst 2022 ein Rekordhoch bei 10,7 Prozent erreicht hatte.
Zuvor war bereits bekannt geworden, dass sich die Inflation in Frankreich und Deutschland im Dezember wieder verstärkt hat, den beiden grössten Volkswirtschaften der Eurozone. In Deutschland spielten Sondereffekte eine wichtige Rolle. Die Preisentwicklung entfernte sich damit wieder vom Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die für den Euroraum mittelfristig eine Inflationsrate von 2,0 Prozent Inflation anstrebt.
Kernteuerung rückläufig
Allerdings ist die Kernteuerung, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, weiter rückläufig. In dieser Betrachtung meldete Eurostat einen Rückgang der Jahresrate auf 3,4 Prozent, nach 3,6 Prozent im November. Die Kernteuerung bildet nach Meinung vieler Ökonomen die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend daher besser dar als die Gesamtrate.
Lebens- und Genussmittel waren im Dezember zwar immer noch deutlich teurer als vor einem Jahr, der Preisauftrieb ging jedoch auf 6,1 Prozent zurück, nach 6,9 Prozent im November. Allerdings hat sich der Rückgang der Energiepreise spürbar verlangsamt. Sie fielen im Jahresvergleich nur noch um 6,7 Prozent, nach 11,5 Prozent im November.
Höhere Energiepreise
«Die höhere Inflationsrate im Dezember ist vor allem der Preisentwicklung bei Energie geschuldet», kommentierte Analyst Christoph Weil von der Commerzbank. Der schwächere Preisrückgang in diesem Bereich habe «für sich genommen die Inflationsrate um 0,7 Prozentpunkte erhöht».
Dabei ergeben sich im Währungsraum nach wie vor teils sehr unterschiedliche Inflationsraten. Sie reichen von 0,5 Prozent in Belgien bis hin zu 6,6 Prozent in der Slowakei. In Deutschland beträgt die nach europäischen Standards berechnete Teuerung 3,8 Prozent. Nach nationaler Rechnung sind es 3,7 Prozent.
Die EZB hatte bis zum vergangenen September die Leitzinsen im Kampf gegen die hohe Inflation erhöht und seitdem nicht mehr verändert. Im kommenden Jahr werden am Markt die ersten Zinssenkungen erwartet. Nach Einschätzung des Commerzbank-Experten Weil ist es noch «verfrüht, den Sieg über die Inflation zu verkünden». Die Europäische Zentralbank dürfte ihre Leitzinsen nur zögerlich senken. (awp/mc/pg)