Luxemburg – Die Inflation in der Eurozone hat im Oktober etwas angezogen und den höchsten Wert seit Ende 2012 erreicht. Die nach europäischen Standards berechneten Verbraucherpreise (HVPI) seien um 2,2 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat gestiegen, teilte das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mit. Dies ist die höchste Rate seit Dezember 2012. Im September hatte die Jahresinflationsrate noch bei 2,1 Prozent gelegen. Volkswirte hatten mit dem Anstieg der Rate gerechnet.
Ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie sowie Lebens- und Genussmittel fiel die Teuerung deutlich niedriger aus. Die sogenannte Kernrate stieg von 0,9 Prozent im Vormonat auf 1,1 Prozent an. Auch dies war von Volkswirten erwartet worden.
Getrieben wurde die Inflation erneut durch steigende Energiepreise. Diese legten um 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, nachdem sie im Vormonat noch um 9,5 Prozent geklettert waren.
Gesamtinflation 0,2% über EZB-Ziel
Mit 2,2 Prozent liegt die Gesamtinflation über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig knapp zwei Prozent anpeilt. Die Notenbank bereitet derzeit ihren Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik vor. So sollen die milliardenschweren Anleihekäufe zur Stützung der Konjunktur zum Jahresende eingestellt werden.
Ökonomen bewerteten die jüngste Preisentwicklung mit Blick auf die künftige Geldpolitik der EZB unterschiedlich. Die EZB dürfte sich durch die Daten in ihrer Erwartung bestätigt sehen, dass die Kernrate im Jahresvergleich anziehe, schreibt beispielsweise Jennifer McKeown, Europa-Chefvolkswirt bei Capital Economics. Sie liege bereits jetzt über dem Durchschnitt des vergangenen Jahres. Umfragen bei Unternehmen und Verbrauchern würden daraufhin hindeuten, dass die Inflation weiter steigen werde – wie von der EZB erwartet.
«Statistisches Rauschen»
Skeptischer zeigt sich Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Ein Anstieg der Kernrate auf 1,1 Prozent falle unter die Rubrik «statistisches Rauschen». «Von einem nachhaltigen Anstieg der Kernteuerung kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Rede sein», so Gitzel. Zudem mahne das schwache Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal zur Vorsicht. Bei einer nachhaltigen Wachstumsschwäche käme der geplante Ausstieg aus den monatlichen Wertpapierkäufen zur Unzeit.
In Deutschland war die Inflationsrate gemessen am HVPI im Oktober von 2,2 Prozent im Vormonat auf 2,4 Prozent angezogen. Sie erreichte den höchsten Stand seit Februar 2012. In Frankreich lag die Rate unverändert bei 2,5 Prozent. Die niedrigste Rate von den drei grossen Volkswirtschaften hatte erneut Italien mit 1,7 Prozent. (awp/mc/ps)