London – Die Stimmung in den Industriebetrieben der Eurozone hat sich im Mai stärker als zunächst gemeldet aufgehellt. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie sei von 46,7 Punkten im Vormonat auf 48,3 Zähler gestiegen, wie das Forschungsunternehmen Markit am Montag in London nach einer endgültigen Schätzung mitteilte. Zunächst war nur ein Wert von 47,8 Punkten ermittelt worden. Die Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum von Kontraktion trennt, wurde zuletzt im Sommer 2011 überschritten.
Der Indikator dürfte auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) vor ihrer Zinsentscheidung an diesem Donnerstag genau beobachtet werden. Die bessere Stimmung in den Industrieunternehmen spricht gegen eine weitere Zinssenkung in der Eurozone. Die meisten Volkswirte gehen davon aus, dass die EZB den Leitzins unverändert auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent halten wird.
Krisenländer überraschen positiv
Vor allem das Krisenland Spanien überraschte bei den Stimmungsdaten positiv. Der Indikator für die Industrie stieg im Mai deutlich stärker als erwartet auf 48,1 Punkte. Volkswirte hatten nur mit 45,5 Zähler gerechnet. Auch in Italien fiel der Anstieg höher als erwartet aus. Für beide Euro-Krisenländer wird keine Erstschätzung veröffentlicht. In einer ersten Reaktion zeigte sich Experte Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) zuversichtlich mit Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung: «Die verbesserten Stimmungswerte in beiden Peripheriestaaten sind positiv zu werten, denn sie machen Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr.»
Auch in Deutschland stieg der Stimmungsindikator stärker als in der Erstschätzung ermittelt. Das gleiche gilt auch für Frankreich. In der zweitgrössten Volkswirtschaft der Eurozone lag der Indikator trotz des Anstiegs aber nur bei 46,4 Punkten und damit auf dem niedrigsten Niveau unter den grossen Euro-Volkswirtschaften. Alle nationalen Einkaufsmanagerindizes blieben unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Nur Werte oberhalb der Marke deuten auf ein Wachstum hin.
Euro steigt
Am Devisenmarkt reagierte der Euro mit Kursgewinnen auf die Stimmungsdaten. Unmittelbar nach der Veröffentlichung erreichte die Gemeinschaftswährung am Vormittag ein Tageshoch bei 1,3043 US-Dollar.
(awp/mc/upd/ps)