Luxemburg – Das Wirtschaftswachstum im Euroraum hat leicht an Schwung verloren. Es bleibt aber weiter robust. Im dritten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 19 Ländern des Währungsraums im Vergleich zum Vorquartal um 0,6 Prozent gewachsen, teilte das europäische Statistikamt Eurostat am Dienstag nach einer ersten Schätzung mit. Im zweiten Quartal war das Wachstum mit 0,7 Prozent nach einer Revision der Daten noch etwas höher gewesen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal legte das BIP im den Monaten Juli bis September allerdings um 2,5 Prozent zu. Das war etwas mehr als im Vorquartal. Die Erwartungen von Experten wurden insgesamt denn auch leicht übertroffen.
Seit Mitte 2013 befindet sich die Eurozone mehr oder weniger stark auf Wachstumskurs. Der robuste Aufschwung setzt die Europäische Zentralbank (EZB) zunehmend unter Druck, die Geldschleusen zur Ankurbelung der Konjunktur ein Stück weit zu schliessen. Bei der jüngsten Zinssitzung haben die Notenbanker beschlossen, ab Januar ihre monatlichen Wertpapierkäufe zu halbieren.
Inflation überraschend gesunken
In der Eurozone ist die Inflation entgegen den Erwartungen von Experten zurückgegangen. Im Oktober habe der Preisanstieg im Jahresvergleich bei 1,4 Prozent gelegen, teilte Eurostat nach einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten stattdessen erwartet, dass die Teuerung auf dem Niveau vom Vormonat bei 1,5 Prozent verharren würde.
Auch die Kerninflation, die Energie und Lebensmittel ausklammert, fiel überraschend schwach aus. Sie lag im Oktober der ersten Schätzung zufolge nur bei 0,9 Prozent, nach 1,1 Prozent im Vormonat. Experten hatten hier ebenfalls mit einer Stagnation zum Vormonat gerechnet.
Sowohl die Gesamtinflation als auch die Kernteuerung liegen damit noch deutlicher als zuletzt unter dem anvisierten Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp zwei Prozent. Weil dieses Ziel über einen längeren Zeitraum nicht mehr erreicht wurde, hatte die EZB ihre Geldpolitik in der Vergangenheit extrem gelockert. Bei ihrer jüngsten Sitzung hatte sie aber angekündigt, ihre monatlichen Wertpapierkäufe ab Januar zu halbieren.
Teurer als ein Jahr zuvor war im Oktober vor allem Energie (plus 3,0 Prozent). Aber auch für Lebens- und Genussmittel musste deutlich mehr gezahlt werden.
Arbeitslosenquote sinkt unter neun Prozent
Die Arbeitslosenquote im Euroraum ist im September unter neun Prozent auf den niedrigsten Stand seit Januar 2009 gefallen. Im September lag die Quote laut Eurostat-Angaben bei 8,9 Prozent. Experten hatten mit 9,0 Prozent gerechnet. Auf diesem Niveau hatte die Quote im August gelegen. In absoluten Zahlen fiel die Arbeitslosigkeit im September zum Vormonat um 96 000 und gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,463 Millionen.
Die Arbeitslosigkeit im Währungsraum ist in den vergangenen Jahren wieder deutlich gefallen, nachdem sie zuvor infolge der Finanz- und Eurokrise stark gestiegen war. Die Unterschiede zwischen den Euroländern sind jedoch nach wie vor gross: Eine sehr hohe, wenn auch fallende Arbeitslosigkeit weisen Griechenland (aktuellste Zahlen vom Juli: 21,0 Prozent) und Spanien (16,7 Prozent) auf. Dagegen steht Deutschland mit einer Quote von 3,6 Prozent derzeit besonders gut da.
Nach wie vor ist die Jugendarbeitslosigkeit im Euroraum ein grosses Problem, vor allem in südeuropäischen Ländern. In Spanien beispielsweise lag die entsprechende Quote zuletzt bei 37,2 Prozent, wenn auch bei leicht rückläufiger Tendenz. (awp/mc/ps)