Eurozonen-Inflation fällt auf tiefsten Stand seit fast drei Jahren
Luxemburg – Der Preisauftrieb in der Eurozone hat sich im September überraschend abgeschwächt. Die Inflation erreichte den tiefsten Stand seit fast drei Jahren. Die Verbraucherpreise seien im Jahresvergleich um 0,9 Prozent gestiegen, teilte das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mit. Das ist die niedrigste Inflationsrate im Währungsraum seit November 2016.
Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Mittel mit einer unveränderten Inflationsrate von 1,0 Prozent gerechnet. In der Eurozone liegt die Teuerungsrate damit weit unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig eine Inflation von knapp zwei Prozent anpeilt.
Ausschlaggebend für die schwache Inflation im September ist ein starker Rückgang der Energiepreise. Diese sind laut Eurostat im September um 1,8 Prozent im Jahresvergleich gefallen. Ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Lebensmittel und Energie (Kernindex) stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,0 Prozent. Analysten hatten dies erwartet. In den Monaten Juli und August hatte die Kernteuerungsrate bei jeweils 0,9 Prozent gelegen.
Massnahmen der EZB scheinen nicht zu greifen
Die EZB hatte ihre bereits sehr grosszügige Geldpolitik zuletzt erneut deutlich gelockert. Neben der schwächeren Konjunktur gab sie als Grund den seit langem schwachen Preisanstieg im Währungsraum an. Nach Einschätzung des Experten Christoph Weil von der Commerzbank zeigen die Massnahmen der Währungshüter nicht die gewünschte Wirkung: «Die von der EZB erhoffte kräftige Verstärkung des unterliegenden Preisauftriebs ist weiterhin nicht in Sicht.»
«An Tatenlosigkeit mangelt es dem obersten europäischen Währungshüter sicherlich nicht», kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Allerdings zeige die schwache Inflation, dass die lockere Geldpolitik ohne flankierende Massnahmen der Politik nicht funktioniere. Zuletzt hatten Ökonomen und Mitglieder der EZB immer wieder von den Regierungen der Eurozone gefordert, mehr zur Stützung der Konjunktur zu unternehmen. (awp/mc/ps)