EY: Europäische Konzerne mit Rückenwind
Zürich – Europas Top-Konzerne waren im vergangenen Jahr Wachstumsweltmeister: Die 265 europäischen Unternehmen, die es aktuell in das Ranking der 1000 umsatzstärksten Unternehmen der Welt schaffen, konnten ihren Umsatz insgesamt um zehn Prozent steigern. Die 327 nordamerikanischen Unternehmen im Ranking erzielten hingegen ein Umsatzplus von acht Prozent, die 361 asiatischen Konzerne kamen nur auf ein Wachstum von sechs Prozent.
Auch beim Gewinnwachstum hatten Europas Grossunternehmen die Nase vorn: Ihr operativer Gewinn (EBIT) kletterte um 21 Prozent, während die asiatischen und nordamerikanischen Konzerne Wachstumsraten von lediglich 16 bzw. neun Prozent meldeten.
Nach wie vor aber bleiben US-Unternehmen in Sachen Profitabilität das Mass aller Dinge: Ihre durchschnittliche Marge betrug im vergangenen Jahr 13,2 Prozent. Die europäischen Konzerne kamen auf eine Marge von 10,4 Prozent, die asiatischen sogar nur auf 8,0 Prozent. Damit wirtschafteten die US-Unternehmen im vergangenen Jahr gut ein Viertel profitabler als die europäische Konkurrenz. Immerhin: Eine klare Mehrheit der europäischen Unternehmen – 61 Prozent – konnte im vergangenen Jahr die Marge erhöhen. In Asien gelang dies 53 Prozent, in Nordamerika nur jedem zweiten Unternehmen.
Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die die Bilanzzahlen der jeweils 1000 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen der Welt (ohne Banken und Versicherungen) analysiert.
Marcel Stalder, CEO von EY in der Schweiz, erklärt: «Viele europäische Unternehmen befinden sich mitten in einer Transformation von einer analogen Welt hin zu einer digitalen Welt. Diese ist geprägt von wachsender Volatilität, Komplexität und Ambiguität. Dabei ist es erfreulich zu beobachten, dass die europäische Wirtschaft hinsichtlich Umsatz und Gewinnwachstum im vergangenen Jahr einen grossen Schritt nach vorn gemacht hat. Unter anderem ist dies auf die deutlich anziehende Konjunktur auch in den ehemaligen europäischen Krisenländern zurückzuführen». Die Mehrheit der europäischen Konzerne – 88 Prozent – konnte den Umsatz steigern, in Nordamerika gelang das 83 Prozent, in Asien nur 66 Prozent. Allerdings gibt Stalder zu bedenken:
«2017 weisen europäische Unternehmen im Schnitt weniger Profitabilität aus, was in erster Linie auf die Branchenverteilung zurückzuführen ist. Die gewinnstärksten Unternehmen sind weiterhin in der Telekommunikations- und IT-Branche angesiedelt und kommen meist aus den USA oder China. Europa leidet hingegen nach wie vor unter einem erheblichen Übergewicht der sogenannten Old Economy». Im Durchschnitt bleiben bei US-Konzernen 26 Prozent mehr Gewinn hängen als bei ihren europäischen Wettbewerbern.
Apple erwirtschaftet den höchsten Gewinn
Wie weit die führenden US-amerikanischen Konzerne vor der europäischen und asiatischen Konkurrenz liegen, zeigt ein Blick auf das Ranking der gewinnstärksten Unternehmen der Welt: Neun der zehn Unternehmen mit dem höchsten operativen Gewinn haben ihren Sitz in den USA. Den höchsten Gewinn erzielte im vergangenen Jahr Apple mit umgerechnet 54,4 Milliarden Euro. Lediglich der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung platzierte sich mit 42,0 Milliarden Euro zwischen den US-Konzernen auf Rang zwei. Roche belegt als gewinnstärkstes Schweizer Unternehmen Rang 29 im weltweiten Gewinnranking.
Schweiz im Länderranking auf Platz elf
Insgesamt schaffen es aktuell 18 Schweizer Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 548 Mrd. Euro unter die 1000 grössten Konzerne der Welt.
Die höchstplatzierten Schweizer Unternehmen im weltweiten Umsatzranking sind Glencore (Rang 12), Nestlé (47), Roche Holding (100) und Novartis (120). Immerhin 89 Prozent der Schweizer Konzerne im Ranking konnten im vergangenen Jahr ihren Umsatz steigern – weltweit lag der Anteil mit 78 Prozent deutlich niedriger. Gleichzeitig schneiden Schweizer Unternehmen aber beim Gewinnwachstum leicht unterdurchschnittlich ab: 67 Prozent von ihnen schafften ein Gewinnwachstum. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 68 Prozent.
Europa hinkt im IT-Sektor hinterher – Schweiz hingegen gut aufgestellt
Was Zukunftsbranchen angeht, sind die USA und auch China allerdings deutlich besser aufgestellt als Europa: So stammen 11 Prozent der Top-US-Konzerne und 12 Prozent der chinesischen Unternehmen aus dem IT-Sektor, während der Anteil in Europa bei fünf Prozent liegt. In der Schweiz liegt der Anteil bei erfreulichen 16,7 Prozent, wobei die Schweizer Unternehmen aus dem IT-Sektor eher auf den hinteren Rängen zu finden sind.
Die Dominanz amerikanischer und zunehmend auch chinesischer Unternehmen in der Informationstechnologie beurteilt Stalder kritisch für Europa: «Die USA und China geben im IT-Sektor den Ton an. Unternehmen wie Apple, Google und Microsoft sind hoch profitabel und treiben die Digitalisierung der Wirtschaft und aller Lebensbereiche rasant voran. Als Gestalter dieses technologischen Wandels spielen europäische Konzerne oftmals nur eine unterproportionale Rolle. Ein Blick auf die Liste der zehn gewinnträchtigsten Unternehmen der Welt reicht, um zu sehen, wo derzeit wirklich Geld verdient wird und wo neue Jobs entstehen. Auch wenn die Schweiz aktuell gut aufgestellt ist, müssen wir aufpassen, dass Europa hier nicht den Anschluss verliert, denn in den USA und inzwischen auch in China hat sich die IT-Branche zur Leitbranche entwickelt und legt dabei eine bemerkenswerte Dynamik an den Tag».
Die Vormachtstellung der USA und Chinas in der IT-Branche könne sich obendrein zu einem Standortnachteil für Europa entwickeln, warnt Stalder: «Die Digitalisierung revolutioniert alle Branchen und wird auch künftig einen tiefschneidenden Einfluss haben. Die USA und China geben hier längst den Ton an und setzen Standards und Regeln, nach denen sich zunehmend auch grosse Player aus anderen Branchen und Ländern richten müssen.»
Pharmabranche mit den höchsten Margen
Die höchsten Margen werden weltweit in der Pharmabranche erzielt: Eine Gewinnmarge von durchschnittlich 21,8 Prozent erwirtschafteten im vergangenen Jahr die 30 im Ranking vertretenen Pharma- und Biotech-Konzerne. Auf Platz 88 schneidet Roche leicht überdurchschnittlich als Margenstärkstes Unternehmen der Schweiz ab. Auf dem zweiten Platz folgt die Telekommunikationsbranche mit 14,8 Prozent. Die niedrigsten Margen erzielen hingegen Lebensmitteleinzelhändler (3,7 Prozent), sonstige Einzelhändler (6,7 Prozent), die Autoindustrie (6,8 Prozent) und sonstige Industrieunternehmen (8,4 Prozent). (EY/mc/pg)
Über die globale EY-Organisation
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