EZB-Präsident Jean-Claude Trichet.
Frankfurt am Main – Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet auch in den kommenden Monaten zusehends steigende Preise im Euroraum und hat Signale für eine Zinsanhebung in Juli bekräftigt. «Die Risiken in Bezug auf die mittelfristigen Aussichten für die Preisentwicklung sind weiterhin nach oben gerichtet», schreiben die Währungshüter in ihrem am Donnerstag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht.
Grund seien dafür insbesondere steigende Energiepreise. Die Inflationsrate dürfte demnach auch in den kommenden Monaten deutlich über zwei Prozent liegen. Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von knapp unter zwei Prozent an. Im April war die Jahresteuerung aber auf 2,8 Prozent geklettern und im Mai nur leicht auf 2,7 Prozent zurückgegangen, wie die Statistikbehörde am Donnerstag in Luxemburg bestätigte. Damit bleibt die Marke weit vom Ziel der EZB entfernt. Darauf will die Notenbank reagieren.
Zinswende im April eingeleitet
Im April hatte die EZB die Zinswende im Euroraum eingeleitet und den Leitzins leicht um 0,25 Punkte auf 1,25 Prozent angehoben. Wegen der Inflation sei «grosse Wachsamkeit» geboten, schrieb die Notenbank in ihrem Monatsbericht. Damit bekräftigte sie die Andeutung von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, im Juli die Zinsen zu erhöhen. Es wird mit einem Anstieg auf 1,5 Prozent gerechnet. Bis Ende des Jahres prognostizieren Analysen sogar einen Anstieg auf 2,0 Prozent. Ihre Mitgliedsländer mahnte die EZB zur Sparsamkeit. Die Staatsdefizite sollten so schnell wie möglich reduziert werden. «Angesichts des anhaltenden Drucks der Finanzmärkte ist die Umsetzung glaubwürdiger finanzpolitischer Anpassungsstrategien unerlässlich», schrieben die Währungshüter.
Gegen Umschuldung Griechenlands
Diese Nachricht dürfte insbesondere an Griechenland gerichtet sein. Einer Umschuldung des Pleite-Kandidaten hatte Trichet vergangene Woche eine deutliche Abfuhr erteilt: «Wir wollen auf jeden Fall alle Szenarien vermeiden, die einen Kreditausfall gleichkommen oder als solcher verstanden werden». Eine Besserung für Athen scheint jedoch nicht in Sicht. Nach den Hochrechnungen im Bericht der EZB soll die Schuldenquote bis 2013 deutlich über 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukt bleiben. Auf eine erneute Milliardenhilfen für Griechenland konnten sich die Euro-Länder bislang aber nicht einigen. (awp/mc/ss)