Facebook befürchtet Gegenwind durch EU-Datenschutzregeln

(Foto: Facebook)

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Menlo Park – Facebook rechnet mit einem Dämpfer für sein Geschäft durch die EU-Datenschutzverordnung. Im laufenden Quartal werde die Zahl monatlich und täglich aktiver Nutzer in Europa voraussichtlich stagnieren oder leicht zurückgehen, erklärte das Online-Netzwerk am Mittwoch. Der Grund sei die Einführung der neuen Regeln am 25. Mai. Wenn viele Mitglieder die striktesten Einstellungen für mehr Datenschutz wählen, könne das auch negative Auswirkungen auf Facebooks Werbegeschäft haben, hiess es.

Gut einen Monat nach Ausbruch des aktuellen Facebook-Datenskandals präsentierte das weltgrösste Online-Netzwerk starke Zahlen für das erste Quartal. Das war auch nicht anders zu erwarten: Die Kontroverse um die Weitergabe von Nutzerdaten an die Firma Cambridge Analytica war erst Tage vor Quartalsende ins Rollen gekommen. Aber auch die Nutzerzahlen im März zeigten Wachstum statt Abwanderung.

Umsatz steigt um fast 50%, der Gewinn gar um 64%
Der fast ausschliesslich mit Werbung erwirtschaftete Umsatz stieg im Jahresvergleich um 49 Prozent auf 11,97 Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang um 64 Prozent auf 4,99 Milliarden Dollar. Die Zahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten – die Aktie legte nachbörslich um mehr als sieben Prozent zu.

Kein bedeutender Rückgang der Aktivitäten
Facebook hatte bereits zuvor wiederholt betont, man habe trotz der Aufrufe zum Verlassen der Plattform keinen bedeutenden Rückgang der Aktivität festgestellt. Das belegt auch die durchschnittliche Zahl täglich aktiver Nutzer im März: Sie lag bei 1,45 Milliarden nach 1,4 Milliarden im Dezember 2017. Auch der übliche Anteil der täglich aktiven Nutzer von 66 Prozent der gesamten Mitgliederzahl blieb unverändert. Die Zahl monatlich aktiver Nutzer kletterte binnen drei Monaten von 2,13 auf 2,2 Milliarden.

282 Millionen täglich aktive Nutzer in Europa
In Europa stieg die Zahl täglich aktiver Nutzer von 277 auf 282 Millionen und bei den mindestens einmal im Monat aktiven Mitgliedern gab es einen Zuwachs von 370 auf 377 Millionen. Dieses kontinuierliche Wachstum werde im laufenden Quartal durch die Einführung der Datenschutz-Verordnung zunächst einmal abgewürgt, sagte Finanzchef David Wehner.

Neue Verordnung könnte personalisierte Werbeanzeigen beeinträchtigen
Er skizzierte auch, wie die neuen EU-Regeln auf Facebooks Werbegeschäft durchschlagen könnten. Abhängig davon, wie rigoros die Mitglieder die neuen Datenschutz-Instrumente nutzen, könne das die personalisierte Anzeige von Werbung beeinträchtigen. Und wenn die Investitionen von Facebooks Werbekunden dadurch weniger effizient werden, verhielten sie sich anders in den Auktionen um Anzeigenplätze. Die für das operative Geschäft zuständige Top-Managerin Sheryl Sandberg gab sich zugleich gelassen: Die Anzeigenkunden suchten nach der besten Rendite für ihre Werbeausgaben – und hier sei Facebook besser als andere aufgestellt.

Bezahlversion bleibt ein Thema
Sandberg bestätigte zugleich erstmals, dass Facebook über eine Bezahlversion nachgedacht habe – «und wir werden nicht damit aufhören, alles in Erwägung zu ziehen». Zugleich betonte sie aber auch: «Anzeigen passen auf natürliche Weise zu unserem Geschäft» und Facebook sehe da noch grosses Potenzial. Facebook machte im vergangenen Quartal pro Nutzer einen Umsatz von 5,45 Dollar mit Werbung. In den USA und Kanada waren es sogar 23,14 Dollar pro Mitglied, in Europa 8,01 Dollar.

Geldreserven von 44 Mrd Dollar
Die Geldreserven von Facebook stiegen auf 44 Milliarden Dollar an. Das Online-Netzwerk machte zugleich deutlich, dass die verstärkten Massnahmen gegen Probleme wie Hassrede und gefälschte Nachrichten mehr kosteten als geplant. Die Ausgaben würden deswegen im laufenden Jahr um 50 bis 60 Prozent steigen statt der in Aussicht gestellten 45 Prozent, sagte Wehner.

Gründer und Chef Mark Zuckerberg verwies darauf, dass Facebook lernende Maschinen stärker einsetzen werde, um die Plattform sauber zu halten. Dafür müsse die Software aber in vielen Fällen erst den Kontext verstehen könne, was zum Teil noch Jahre dauern könne. «Es ist viel einfacher, ein System auf Basis künstlicher Intelligenz zu entwickeln, das eine Brustwarze erkennt, als sprachwissenschaftlich zu entscheiden, was eine Hassbotschaft ist», sagte Zuckerberg. Er spielte damit auf den häufigen Vorwurf an, Facebook sei schnell beim Entfernen nackter Körper, während extremistische Äusserungen auf der Plattform blieben. (awp/mc/pg)

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