Facebook und Twitter löschen hunderte Propaganda-Accounts
Menlo Park – Vor den anstehenden US-Kongresswahlen wird in der Cyberwelt der USA kräftig aufgeräumt. Nach einem entschiedenen Vorgehen von Microsoft gegen Hacker sind jetzt auch Facebook und Twitter gegen eine mögliche Beeinflussung von aussen vorgegangen. Facebook hat nach Darstellung seiner Chefs Mark Zuckerberg den nächsten Versuch aufgedeckt, Propaganda mit Hilfe hunderter gefälschter Profile zu verbreiten.
Das soziale Netzwerk löschte 652 Accounts, Seiten und Gruppen, die aus dem Iran und mutmasslich vom Umfeld des russischen Militärgeheimdiensts betrieben worden seien. Es habe sich um koordinierte Aktionen mit verknüpften Accounts gehandelt, sagte Zuckerberg in einer Telefonkonferenz mit Journalisten in der Nacht zum Mittwoch. Twitter sperrte 284 Konten, die für eine «koordinierte Manipulation» eingesetzt worden seien..
Cyberattacken auf US-Senat und Think Thanks geplant
Am Vortag hatte Microsoft die Kontrolle über sechs täuschend echt aussehende Websites übernommen, auf die Computernutzer gelockt werden könnten, um ihre Geräte mit Schadsoftware zu infizieren. Auf ähnliche Weise war vermutlich dieselbe Hackergruppe im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016 in Computersysteme der demokratischen Partei eingebrochen und hatte in grossem Stil Daten entwendet. Nach Ansicht von Microsoft seien Cyberattacken auf den US-Senat und konservative Denkfabriken, die aber kritisch zu US-Präsident Donald Trump stehen, mit Blick auf die nächste grosse Wahlrunde in den USA im November vorbereitet worden.
Die Domains erweckten zum Teil den Eindruck, mit Microsoft-Diensten verbunden zu sein. Sie seien von einer Hacker-Gruppe registriert worden, die im Westen unter den Namen APT28, «Fancy Bear», «Strontium» oder «Sofacy» bekannt ist, erklärte Microsoft. Sie wird unter anderem auch hinter dem Hackerangriff auf den Bundestag 2015 vermutet. Nach Einschätzung westlicher Experten stehen hinter der Gruppe russische Geheimdienste. Der Kreml wies alle Anschuldigungen umgehend zurück.
Vier getrennte Untersuchungen
Das aktuelle Vorgehen von Facebook sei das Ergebnis von vier getrennten Untersuchungen gewesen, erklärte Zuckerberg. «Wir ermitteln immer noch und es gibt eine Menge, was wir noch nicht wissen.» Die Verbindungen der iranischen Accounts zu staatlichen Medien des Landes hätten zum Teil über öffentlich zugängliche Registrierungsinformationen nachgewiesen werden können.
Hunderttausende Nutzer hätten mindestens einen dieser gefälschten Accounts abonniert. Die Zuordnung von Aktivität zu russischen Geheimdienstkreisen beruhe hingegen auf Erkenntnissen amerikanischer Sicherheitsbehörden, hiess es. Diese Accounts hätten sich vor allem auf Syrien und die Ukraine fokussiert und diesmal die USA nicht im Visier gehabt.
Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft
Facebook hatte zuletzt Ende Juli einen Versuch gemeldet, mit einem Netzwerk gefälschter Profile die öffentliche Meinung in den USA zu manipulieren. Facebook war hart dafür kritisiert worden, dass auf der Plattform vor allem im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 gefälschte Accounts in grossem Stil Falschinformationen verbreiten konnten.
Deswegen verschärfte das Online-Netzwerk im vergangenen Jahr massiv die Sicherheitsvorkehrungen. Aktuell liefen noch mehrere weitere ähnliche Untersuchungen, sagte Zuckerberg. In den USA will man vor allem Manipulationen der öffentlichen Meinung vor den Kongresswahlen im November verhindern.
Die Aktivität russischer Hacker ist in den USA ein brisantes Thema. Grösste Aufmerksamkeit haben die Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller zur Einmischung Russlands in die Präsidentenwahl 2016, die von Trump als «Hexenjagd» abgetan werden.
Twitter erhob Vorwürfe gegen Iran: 284 Accounts in dem Kurznachrichtendienst seien gesperrt worden, hiess es. Über diese sollten offenbar Manipulationen koordiniert werden. (awp/mc/upd/pg)