New York – Nach dem Skandal um Cambridge Analytica sperrt Facebook externe Datenhändler von seiner Werbeplattform aus. Bisher werden zum Teil auch die von Firmen wie Acxiom oder Experian anderswo gesammelten Daten über Nutzer bei der Personalisierung von Werbeanzeigen verwendet. Diese Funktion werde in den kommenden sechs Monaten abgeschaltet, kündigte Facebook in der Nacht zum Donnerstag an. Der Schritt solle den Schutz der Privatsphäre auf Facebook verbessern – auch wenn der aktuelle Zustand dem üblichen Vorgehen in der Branche entspreche, hiess es in einer knappen Mitteilung.
Zu der Entscheidung gehöre auch, dass Facebook den Datenhändlern keine anonymisierten Daten aus der Plattform mehr zur Verfügung stellen werde, mit deren Hilfe bisher die Effizienz von Werbekampagnen bewertet wurde, schrieb das «Wall Street Journal» am Donnerstag unter Berufung auf informierte Personen. Zugleich suche das Online-Netzwerk nach sichereren Wegen, den Unternehmen ein Bild vom Erfolg der Anzeigen zu vermitteln, hiess es.
Acxicom rechnet mit deutlich weniger Umsatz
Acxiom rechnet damit, dass durch den Schritt von Facebook der Umsatz im Anfang April beginnenden nächsten Geschäftsjahr rund 25 Millionen Dollar niedriger ausfallen wird. Die Firma hatte im vergangenen abgeschlossenen Geschäftsjahr (bis Ende März 2017) bei einem Umsatz von gut 880 Millionen Dollar einen Gewinn von 4,1 Millionen Dollar gemacht.
Facebook massiv unter Druck
Facebook ist in den vergangenen Wochen wegen des Datenskandals um die Firma Cambridge Analytica massiv unter Druck geraten. Die Analysefirma, die unter anderem für das Wahlkampfteam von Donald Trump arbeitete, hatte sich auf unerlaubte Weise Informationen von Dutzenden Millionen Facebook-Nutzern beschafft, die eine Umfrage-App gesammelt hatte. Facebook erfuhr 2015 davon, gab sich aber mit der Zusicherung zufrieden, dass die Daten gelöscht worden seien. Die betroffenen Nutzer wurden nicht informiert – was jetzt nachgeholt werden soll. Zudem schränkte Facebook den Zugang von App-Entwicklern zu Nutzerdaten weiter ein.
Vereinfachte Datenschutz-Bestimmungen
Am Mittwoch stellte Facebook eine Neuordnung und Vereinfachung der Datenschutz-Einstellungen vor, zudem können Nutzer alle ihre Beiträge und Informationen herunterladen und zu anderen Diensten verlagern. Mit den Neuerungen setzt Facebook die EU-Datenschutzgrundverordnung um – in der Ankündigung blieb dies jedoch unerwähnt, so dass sie in Medienberichten oft als Reaktion auf den aktuellen Datenskandal bezeichnet wurden. Einige Nutzer berichteten, sie hätten beim Herunterladen ihrer Daten entdeckt, dass Videos, die sie mit der Kamera der Facebook-App aufgenommen und danach verworfen hatten, trotzdem auf den Servern des Netzwerks gespeichert blieben. Facebook erklärte dem «New York Magazin», man prüfe den Sachverhalt.
Unterdessen wurde bekannt, dass die «Financial Times» und das Magazin «Economist» auf Dienste von Cambridge Analytica zurückgegriffen hatten. Ein «Economist»-Sprecher sagte der Website «Buzzfeed», die Firma habe lediglich eine Einschätzung zur Grösse des US-Marktes erstellt. Man wisse nicht, ob Cambridge Analytica dabei auch auf Facebook-Daten zurückgegriffen habe. Auch die «Financial Times» erklärte, es sei um eine kurze Zusammenarbeit in der Marktforschung gegangen.
Cook geht auf Distanz zu Zuckerberg
Apple -Chef Tim Cook rechnet nach dem Skandal mit einer schärferen Datenschutz-Regulierung. Er hätte sich gewünscht, dass Facebook und andere Online-Dienste von sich aus die Datensammlung und Erstellung von Nutzerprofilen eingeschränkt hätten, sagte Cook in Chicago bei einem Bühnen-Interview. Selbstregulierung sei aus seiner Sicht immer besser – aber dafür sei es jetzt zu spät. Zugleich ging der Apple-Chef klar auf Distanz zu Facebook und Firmenchef Mark Zuckerberg: Auch Apple hätte eine Menge Geld mit den Daten der Kunden verdienen können, habe sich aber dagegen entschieden. Apple macht seine Milliardengewinne vor allem mit Geräten wie dem iPhone – und betont stets, dass man deshalb viel konsequenter beim Datenschutz sei. Auf die Frage, was er in der aktuellen Lage von Zuckerberg tun würde, schnitt Cook ab: «Ich würde nicht in dieser Situation sein.» (awp/mc/pg)