Familien in Venezuela brauchen drei Löhne fürs Weihnachtsessen
Venezolaner leiden unter rasant steigenden Preisen und immer geringerer Kaufkraft.
Caracas – Venezuela ist das Land mit der höchsten Inflation weltweit – das bekommen die Bürger deutlich bei den Kosten für ein Weihnachtessen zu spüren. Nach Angaben der Zeitung «El Nacional» muss eine Familie für ein grosses Weihnachtsessen bis zu drei monatliche Mindestlöhne investieren.
Traditionell speisen die Venezolaner an Weihnachten deftig: Es wird Hallaca gereicht, eine in Bananenblätter gewickelte Maismasse mit Rindfleisch, Hühnchen, Kapern, Oliven und Rosinen. Dazu gibt es Salat, Brot und gebackenen Schinken.
Wenn ein Essen mit 50 Hallacas bereitet wird, müssten mindestens 18’060 Bolivar (bezahlt werden, was 30 Prozent mehr sei als im November. Mit den anderen Beilagen würde man der Zeitung zufolge bei bis zu 30’000 Bolivar landen – was mehr als dem Dreifachen des monatlichen Mindestlohns von 9648,14 Bolivar entspreche. Wer auf dem Schwarzmarkt Dollars tauscht, bekommt derzeit für einen Dollar rund 800 Bolivar.
Rasant steigende Preisen und immer geringere Kaufkraft
Damit entspricht der Mindestlohn nur noch zwölf US-Dollar. Während für Touristen ein Aufenthalt sehr günstig ist, leiden die Venezolaner unter rasant steigenden Preisen und immer geringerer Kaufkraft – die Inflation könnte nach Schätzungen 2015 bei über 200 Prozent liegen.
Durch den Verfall des Ölpreises bekommt das seit 1999 von Sozialisten regierte Land mit den grössten Ölreserven immer grössere Probleme, die üppigen Sozialprogramme für ärmere Schichten zu finanzieren.
Hinzu kommt eine massive Subventionierung des Benzins. Eine Tankfüllung kostet rund 5 Bolivar – eine Wasserflasche hingegen 100 Bolivar. Weil es nicht genug Raffinerien gibt, muss Venezuela sogar Benzin für viel Geld importieren – was die ökonomischen Probleme verschärft. (awp/mc/ps)