Kiew – In den fast 18 Monaten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte den Tod von fast 10’000 Zivilisten registriert. Ein neuer Bericht von Dienstag nannte eine Zahl von 9444 bestätigten Todesfällen unter Zivilpersonen. 16’940 Menschen seien verletzt worden.
Die Zählung könne nicht vollständig sein, weil aus vielen Regionen Informationen fehlen, kommentierte das Hochkommissariat (OHCHR) die Zahlen. Dies gelte vor allem für Städte wie Mariupol, Lyssytschansk und Sjewjerodonezk, die nach langem Beschuss und schweren Kämpfen von russischen Truppen besetzt worden waren. In Kiew wird befürchtet, dass tatsächlich Tausende oder gar Zehntausende mehr Ukrainer und Ukrainerinnen getötet wurden.
Ukraine will russische Vorstösse bei Kupjansk verhindern
Angesichts des Vormarschs russischer Truppen im ostukrainischen Gebiet Charkiw hat die ukrainische Armee Reserven an den Abschnitt Kupjansk verlegt. «Stellungen wurden verstärkt, gewisse methodische Empfehlungen gegeben und Reserven verlegt», sagte der Sprecher der Armeegruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, am Dienstag im ukrainischen Nachrichtenfernsehen mit Blick auf Truppenverstärkungen bei Kupjansk. Das verhindere weitere Vorstösse des Gegners.
Die russische Armee ist ukrainischen und russischen Militärbeobachtern zufolge bis auf etwa sieben Kilometer an die Stadt Kupjansk herangerückt. Die örtlichen Behörden haben zudem bereits eine Evakuierung von Zivilisten um die Stadt angeordnet. Kupjansk war erst im vergangenen Jahr im Rahmen einer erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive aus russischer Besatzung befreit worden.
Selenskyj zu Frontbesuch im südukrainischen Gebiet Saporischschja
Präsident Wolodymyr Selenskyj, der erst zum Wochenbeginn in das ostukrainische Donezker Gebiet gereist war, besuchte nun auch im südöstlichen Gebiet Saporischschja frontnahe Positionen. «Ich danke Ihnen für den Dienst, danke dafür, dass Sie die Ukraine an diesem wichtigen südlichen Abschnitt verteidigen», sagte er in einem Feldlazarett.
In seiner abendlichen Videoansprache erzählte Selenskyj, er habe sich von den Kommandeuren unter anderem über den Einsatz von Waffen und Ausrüstung informieren lassen, die internationale Partner der Ukraine geliefert haben.
Auch Lettland verstärkt Schutz der Grenze zu Belarus
Nach Polen und Litauen verstärkt nun auch Lettland den Schutz seiner Grenze zum benachbarten Belarus. Nach Angaben des Grenzschutzes des baltischen EU- und Nato-Landes werden künftig zusätzliche Beamte im Einsatz sein, weil es eine «rapide zunehmende hybride Bedrohung» gebe. So hätten innerhalb von 24 Stunden 96 Personen versucht, illegal aus Belarus über die Grenze nach Lettland zu gelangen. Auch seien die Behörden des autoritär regierten Nachbarlands verstärkt an der Organisation der irregulären Grenzübertritte von Migranten beteiligt, hiess es in einer Mitteilung. (awp/mc/pg)