Ferienflieger-Fusion mit Air Berlin geplatzt
Berlin / Hannover – Die hoch verschuldete Fluggesellschaft Air Berlin braucht eine neue Strategie für einen Weg aus der Krise. Ihr Grossaktionär Etihad verfolgt das Ziel eines gemeinsamen Ferienfliegers von Air Berlin mit Tuifly nicht weiter, wie die arabische Fluggesellschaft am Donnerstag mitteilte. Zuvor hatte der Tui -Konzern bekanntgemacht, dass die Verhandlungen über das geplante Joint Venture nicht fortgeführt würden. Damit ist ein wichtiger Baustein der geplanten Sanierung von Air Berlin weggebrochen.
«Das Urlaubsflüge der Air Berlin Group werden nun als separate Geschäftseinheit weitergeführt, unter der Marke Niki», heisst es in der Stellungnahme von Etihad. Weitere Details dieser Struktur würden «zu gegebener Zeit» von Air Berlin bekanntgegeben.
Air Berlin hatte das Touristikgeschäft an ihren österreichischen Ableger Niki abgegeben und dafür bereits im Dezember und Januar 300 Millionen Euro von Etihad erhalten. Niki sollte unter Führung von Etihad in einem Bündnis mit dem deutschen Ferienflieger Tuifly aufgehen, der zum Reisekonzern Tui gehört.
Etihad teilte mit, in monatelangen Verhandlungen hätten die Beteiligten keine Übereinkunft über die «endgültige Beschaffenheit eines solchen Joint Venture» erreicht. Air Berlin stellte fest, mit dem Abbruch der Verhandlungen sei ausschliesslich eine Änderung der Gesellschafterstruktur verbunden. Dies habe «keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb der Air Berlin Group». Der Winterflugplan der Tochter Niki sei freigeschaltet und Niki fliege ihre Ziele auch planmässig an.
Kommt nun Lufthansa zum Zug?
Air Berlin fliegt seit Jahren Verluste ein, ist mit mehr als einer Milliarde Euro verschuldet und hält sich seit langem nur noch mit Finanzspritzen von Etihad in der Luft. Zuletzt hatte der deutsche Branchenprimus Lufthansa offen Interesse an einer Übernahme von Air Berlin bekundet.
Allerdings müssten dazu die Betriebskosten der Airline sinken, Etihad müsse die Schulden übernehmen und die Aufsichtsbehörden müssten zustimmen, stellte Vorstandschef Carsten Spohr klar. Ein Teil von Air Berlin ist seit Februar bereits für die Lufthansa unterwegs. Der Konzern hat 38 Maschinen samt Personal für seine Töchter Eurowings und Austrian Airlines gemietet.
Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann fasst zumindest eine erweiterte Partnerschaft mit der Lufthansa ins Auge. «Wir müssen 2017 einen Partner finden, und die Lufthansa ist einer von einigen möglichen», hatte der Manager kurz vor der jüngsten Entwicklung der Wochenzeitung «Die Zeit» gesagt. «Ich prüfe alles, was für Air Berlin Sinn ergibt und die Arbeitsplätze langfristig sichert.»
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit zeigte sich am Donnerstag auch mit Blick auf Tuifly besorgt. Das Management müsse erläutern, welche Folgen der geplatzte Deal für die Belegschaft der Tuifly habe, sagte ein Sprecher in Frankfurt. Da Tui bereits erklärt habe, an der eigenen Airline festhalten zu wollen, werde man diesen Prozess begleiten.
«Strategisch macht eine starke europäische Touristik-Airline weiter sehr viel Sinn, denn der Luftverkehr in Deutschland ist durch Überkapazitäten geprägt», erklärte Tui-Vorstandsmitglied Sebastian Ebel. «Niki steht aber nicht mehr für ein Joint Venture zur Verfügung.» Der Konzern werde daher die Neupositionierung der deutschen Tuifly weiter vorantreiben.
In einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Schreiben des Tui-Konzerns an seine Mitarbeiter heisst es, Etihad habe offenbar mit Blick auf seine Investments in Europa, neue Pläne verfolgt und neu bewertet, wie sich die Airline künftig in Deutschland und Europa aufstellen wolle. (awp/mc/ps)