Frankreich: Orange-Gewinn bricht wegen Sondereffekten ein
Stéphane Richard, CEO Orange. (Foto: Orange)
Paris – Der französische Telefonkonzern Orange blickt trotz zuletzt aufmunternder Signale vorsichtig auf das laufende Jahr. Wie die anderen grossen europäischen Rivalen steht das Unternehmen zwar wieder an der Schwelle zum Wachstum aus eigener Kraft. Aber auch wenn die Talsohle durchschritten ist: 2014 brach der Nettogewinn wegen zahlreicher Sonderkosten um die Hälfte ein, wie das Unternehmen am Dienstag in Paris mitteilte. Vorstandschef Stephane Richard will dem weiterhin harten Wettbewerbsumfeld nun mit weiteren Kostensenkungen begegnen.
Für das vergangene Jahr bleibt den Aktionären der Franzosen ein Gewinn von 925 Millionen und damit nur knapp halb so viel wie ein Jahr zuvor. Ein Altersteilzeitprogramm schlug mit fast einer halben Milliarde Euro zu Buche. Für die Umstrukturierung des Immobilienbesitzes und Rechtsstreitigkeiten legte Orange jeweils über 400 Millionen Euro auf den Tisch. Das Management bemühte sich, die aufgelaufenen Sonderkosten mit einem Aufräumen für die Zukunft zu erklären.
Umsatz 2014 geht um 3,7% auf 39,45 Mrd Euro zurück
In der jüngsten Vergangenheit, dem Jahr 2014, schrumpfte der Umsatz um 3,7 Prozent auf 39,45 Milliarden Euro. Ohne die Verkäufe in der Dominikanischen Republik und Polen sowie ohne Wechselkurseffekte wäre der Erlös um 2,5 Prozent gesunken. Finanzchef Ramon Fernandez stellte aber einen positiven Trend im Jahresverlauf fest: Auf vergleichbarer Basis betrug der Rückgang im Schlussquartal nur noch 0,6 Prozent – spürbar weniger als in den ersten neun Monaten. Besser lief es zuletzt vor allem mit schnellem mobilen Internet und Breitbanddiensten in Europa. Ohne die von Regulierern verordneten Preissenkungen errechneten sich die Franzosen für die letzten drei Monate gar stabile Erlöse.
Dennoch blieb der Vorstand bei seinen Prognosen für das laufende Jahr vorsichtig. Das um Sonderkosten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde wohl weiter auf zwischen 11,9 und 12,1 Milliarden Euro sinken. 2014 war die Kennzahl um 3,6 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro geschrumpft. Angesichts des zuletzt besseren Trends bei den Umsätzen enttäuschte das von Finanzchef Fernandez als «vorsichtig» bezeichnete Ziel denn auch am Markt: Die Aktie verlor in Paris am Ende des Eurostoxx zuletzt rund zwei Prozent.
Dividende unverändert
«Es gibt keinen Grund, warum der Wettbewerb nachlassen sollte», begründete Richard die Vorsicht. Finanzchef Fernandez hatte schon zuvor in einer Telefonkonferenz angedeutet, dass bei den Gesamterlösen auch in diesem Jahr mit leichten Rückgängen zu rechnen sei. Die Aktionäre sollen aber nicht zurückstecken müssen: Die Dividende steht für das laufende Jahr mit 0,60 Euro je Papier im Plan – die gleiche Höhe wie für das vergangene Jahr.
Die Franzosen versuchen, dem harten Wettbewerb in ihren Märkten mit Kostensenkungen und dem Umbau des eigenen Portfolios zu begegnen. Mitte März will Richard eine neue Strategie bis 2020 vorstellen. In Spanien plant der Konzern, bald die Übernahme des Breitbandspezialisten Jazztel abzuschliessen. In Grossbritannien trennt sich das Unternehmen zusammen mit dem Partner Deutsche Telekom gerade vom Mobilfunker Everything Everywhere – und streicht dafür neben einem Aktienpaket rund 3,4 Milliarden Pfund (4,6 Mrd Euro) in bar ein. (awp/mc/ps)