Zürich – Frankreich will bis 2050 sechs neue AKW bauen, die Erstellung von acht weiteren soll geprüft werden. Nun zeigt sich: Paris will auch die Schweiz zur Kasse bitten, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.
«Frankreich hält es für opportun, dass sich Länder, die selbst keine neuen AKW bei sich haben wollen, aber gerne Atomstrom aus Frankreich importieren, an den Kosten für den Bau der geplanten neuen AKW in Frankreich beteiligen.» Dieser Satz fiel im Rahmen einer Pressereise an einem Treffen Ende März zwischen europäischen Journalisten und dem französischen Aussenministerium in Paris. Gemeint ist explizit auch die Schweiz, wie die Zeitung schreibt.
Auf wenig Resonanz stösst die Idee bei den grossen Stromkonzernen Alpiq, Axpo und BKW, sie erteilen der Anfrage aus Frankreich eine Absage: Man konzentriere sich auf den Ausbau der Erneuerbaren, hiess es auf Anfrage der «NZZ am Sonntag» unisono. «Alpiq hat kein Interesse, in Frankreich in neue Kernkraftwerke zu investieren», schrieb ein Sprecher.
Das war in der Vergangenheit anders: Als in den 1970er Jahren der Widerstand gegen das geplante Schweizer AKW Kaiseraugst immer grösser wurde, beteiligten sich die Schweizer Stromkonzerne massgeblich an den Baukosten für französische Kernkraftwerke. So übernahm etwa die Axpo-Vorgängerin 17,5 Prozent der Erstellungskosten der Blöcke 2 und 3 von Bugey. Auch die Reaktoren von Fessenheim und Cattenom wurden unter anderem mit Schweizer Geld gebaut.
Im Gegenzug erhielten sie dafür die Garantie, Atomstrom aus Frankreich importieren zu können. Seit der Abschaltung von Fessenheim gebe es zwar keine Beteiligungen mehr von Schweizer Stromkonzernen an französischen AKW. Es liefen aber immer noch Langfristverträge, die der Schweiz den Bezug von rund 2300 Megawatt Atomstrom sicherten. (awp/mc/ps)