Franz Beckenbauer ist gestorben
Kitzbühel – Franz Beckenbauer ist tot. Die deutsche Fussball-Legende starb am Sonntag im Alter von 78 Jahren, wie seine Familie am Montag mitteilte. «In tiefer Trauer teilen wir mit, dass mein Mann und unser Vater Franz Beckenbauer am gestrigen Sonntag im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen ist», schrieb sie in einer Mitteilung.
Beckenbauer war eine der Ikonen des Weltfussballs. Der aus dem Stadtteil Giesing stammende Beckenbauer prägte eine Ära im deutschen Fussball. Mit Bayern München feierte er vier nationale Meistertitel, wurde dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister (die heutige Champions League) und Weltpokalsieger.
Im Duett mit Pelé in New York
Den Höhepunkt als Spieler feierte er 1974 mit mit dem Gewinn der Heim-Weltmeisterschaft 1974. Zwei Jahre zuvor hatte er bereits die deutsche EM-Siegermannschaft angeführt. Nach einigen Jahren in den USA bei Cosmos New York, wo er mit Pelé in einem legendären Team spielte, kehrte Beckenbauer nach Deutschland zurück und gewann mit dem Hamburger SV 1982 noch einen Meistertitel.
Der 90-minütige ARD-Dokumentarfilm „Beckenbauer“, welcher vom Bayrischen Rundfunk produziert wurde und am Montagabend um 20:15 Uhr in der ARD zu sehen sein wird, beleuchtet das Lebenswerk der Ikone.
Auch als Teamchef Weltmeister
Nach dem Vorrunden-Aus bei der EM 1984 wurde er beim DFB Teamchef – und führte das Nationalteam ohne Trainerschein WM-Finale 1986 gegen Argentinien, das allerdings verloren ging. Vier Jahre später gelang mit dem WM-Triumph von Rom die Revanche gegen Diego Maradona und sein Team. Anschliessend trat «der Kaiser» zurück. Beckenbauer ist einer von nur drei Fussballern, die als Spieler und Trainer Weltmeister wurden. Der Erste, dem dieses Kunststück gelang, war der Brasilianer Mario Zagallo, der letzten Freitag verstarb.
Fragezeichen um WM-Vergabe
Im November 1991 wurde Beckenbauer zum Vizepräsidenten des FC Bayern München gewählt. Von 1994 bis 2009 war er dann Präsident des Vereins. Neben seinen Engagements für den FC Bayern München war er von 1998 bis 2010 einer der Vizepräsidenten des DFB. Als Vorsitzender des Bewerbungskomitees unterstützte er erfolgreich die Bewerbung Deutschlands um die Weltmeisterschaft 2006 und wurde anschliessend Leiter des Organisationskomitees.
Bei Beckenbauers imposantem Lebenswerk sorgen die Anschuldigungen um die WM-Vergabe mit dubiosen Millionenzahlungen für einen späten Beigeschmack. Im Sommer 2019 trennte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren wegen des Verdachts des Betrugs gegen ihn von dem der Mitbeschuldigten ab. Letztlich verjährte es wie auch das gegen drei enge Wegbegleiter aus der «Sommermärchen»-Zeit.
Wegen der im Raum stehenden Vorwürfe aber auch aus gesundheitlichen Gründen zog sich Beckenbauer mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. 2016 bekam er bei einer Herz-OP drei Bypässe. Seit einem Augeninfarkt war er auf einem Auge zudem blind, wie er 2022 erklärte. (mc/pg)