Fraport-CEO Stefan Schulte.
Frankfurt am Main – Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport bleibt nach seinem Ausnahmegewinn im vergangenen Jahr auf Wachstumskurs. «2011 wird ein Schlüsseljahr in der Entwicklung des Flughafens», sagte Fraport-Chef Stefan Schulte am Freitag in Frankfurt.
Mit der Inbetriebnahme der neuen Landebahn im Herbst sollen die Zahl der Fluggäste, der Umsatz und der operative Gewinn in diesem und dem kommenden Jahr deutlich zulegen. Unter dem Strich, wo Fraport 2010 von einer Steuerprüfung profitiert hatte, erwartet der Vorstand 2011 nur einen kleinen Gewinnrückgang. Die Aktionäre können sich in diesem und im kommenden Jahr auf eine stabile Dividende von 1,25 Euro freuen. Die Fraport-Aktie rutschte nach den Nachrichten zeitweise um fast drei Prozent in den Keller. Am frühen Nachmittag lag das Papier mit 0,53 Prozent im Minus bei 50,45 Euro. Ein Händler zeigte sich von der Entwicklung des operativen Gewinns und der Prognose enttäuscht.
Neue Landebahn ab Herbst
Das derzeit grösste Fraport-Projekt, die neue Landebahn in Frankfurt, ist auf der Zielgeraden. «Wir sind im Zeitplan, und was für ein Unternehmen wichtig ist, auch im Budget», sagte Schulte. Ab dem Winterflugplan 2011/2011 soll die Zahl der Flugbewegungen von derzeit 83 auf dann 90 pro Stunde steigen. Bis 2015 sollen die Zahl auf stündlich 100 Starts und Landungen wachsen, bis zu 120 sind möglich. Das dritte Passagierterminal im Süden des Flughafens soll spätestens im Jahr 2017 seine Tore für die Passagiere öffnen. Dann sollen jährlich 75 Millionen Fluggäste in Frankfurt ein-, aus- oder umsteigen. Im vergangenen Jahr trotzte der Flughafenbetreiber dem Schneechaos, dem Pilotenstreik und der Aschewolke, die den Flugverkehr in Frankfurt tagelang lahmgelegt hatte. Stattdessen wurden neue Höchstmarken erreicht, wie Finanzvorstand Matthias Zieschang betonte: «Alle wichtigen Ergebnisgrössen haben sich gegenüber 2009 verbessert und befinden sich auf einem Allzeithoch.»
Rekordgewinn
Unter dem Strich verdiente Fraport rund 263 Millionen Euro, rund 80 Prozent mehr als im Vorjahr und so viel wie nie zuvor. Die kräftige Steigerung verdankt das Unternehmen der Auflösung einer Steuerrückstellung über 80 Millionen Euro. Weil Fraport für vergangene Jahre weniger Steuern nachzahlen musste als erwartet, konnte das Unternehmen den Betrag als Gewinn verbuchen. Allerdings hätte die Gesellschaft auch ohne diesen Effekt mehr verdient als im Vorjahr. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um knapp ein Viertel zu und übertraf mit fast 711 Millionen Euro die vom Vorstand geweckten Erwartungen. Der Umsatz kletterte um neun Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, obwohl zwei harte Winter und die Vulkanasche nach dem Vulkanausbruch in Island den Flugverkehr in Frankfurt tagelang lahmgelegt hatten. Unterdessen gaben die Passagiere in den Restaurants und Geschäften am Flughafen mehr Geld aus.
Türkei wächst kräftig
Besonders stark legte das Passagiergeschäft in Antalya an der türkischen Riviera zu, wo Fraport im vergangenen Jahr das zweite Passagierterminal übernommen hatte. Die Auslandsflughäfen trugen 2010 ein Fünftel zum Umsatz, aber ein Drittel zum operativen Gewinn (EBITDA) des Konzerns bei. Nachdem sich auch der Fraport-Flughafen in Perus Hauptstadt Lima positiv entwickelte, will sich das Unternehmen in Südamerika weiter ausdehnen. In Puerto Rico und Brasilien wartet Vorstandschef Schulte darauf, dass die Regierungen ihre Privatisierungspläne für die staatlichen Flughäfen veröffentlichen. Fraport will jedenfalls mitbieten, auch wenn in Brasilien noch offen ist, um welche Flughäfen es geht.
Vielversprechender Jahresauftakt
Zum Jahresanfang setzte Fraport sein Wachstum im Passagier- und Frachtgeschäft fort. Im Februar stieg die Zahl der Fluggäste um acht Prozent auf 3,6 Millionen. Ein Jahr zuvor hatte ein Pilotenstreik bei der Lufthansa und der Orkan «Xynthia» zu hunderten Flugausfällen geführt, wodurch der Anstieg nun besonders stark ausfiel. Auch an Fraports Auslandsflughäfen brummte das Geschäft, in Antalya und Lima. Konzernweit zählte Fraport gut 5,1 Millionen Fluggäste, fast zwölf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Frachtaufkommen legte in Frankfurt um vier Prozent zu, konzernweit gar um sechs Prozent. (awp/mc/ps)