Bloomfield – Im US-Gesundheitssektor steht die nächste Milliardenübernahme an. Der Krankenversicherer Cigna will den auf Preisverhandlungen spezialisierten Dienstleister Express Scripts für insgesamt 67 Milliarden Dollar schlucken. Das Volumen beinhalte die Übernahme von Schulden in Höhe von 15 Milliarden Dollar, teilte Cigna am Donnerstag in Bloomfield mit.
Die Express-Scripts-Aktionäre sollen 48,75 Dollar in bar sowie 0,2434 Cigna-Anteile erhalten. Dies ergibt gemessen am Cigna-Kurs rechnerisch einen Wert von etwas mehr als 47 Dollar – zusammen also etwas mehr als 96 Dollar und damit ein Aufschlag von knapp über 30 Prozent zum Express-Scripts-Schlusskurs vom Mittwoch.
Reformen im Gesundheitssektor führen zu vielen Übernahmen
Im US-Gesundheitssektor war es in den vergangenen Monaten und Jahren als Folge der vom früheren US-Präsident Barack Obama angestossenen Reformen zu vielen Übernahmen gekommen. So hatte Ende 2017 die Drogerie- und Apothekenkette CVS die Übernahme des Krankenversicherers Aetna für rund 77 Milliarden Dollar inklusive Schulden angekündigt. Andere Transaktionen wurden von den Aufsichtsbehörden untersagt.
So musste Aetna Anfang 2017 wegen Bedenken der US-Kartellwächter die milliardenschwere Übernahme des Rivalen Humana abblasen. Wenige Wochen später hatte ein Gericht auch den geplanten Kauf des Krankenversicherers Cigna durch den grösseren Konkurrenten Anthem wegen kartellrechtlicher Bedenken verboten.
US-Gesundheitssystem ist teuer und ineffizient
Das US-Gesundheitssystem leidet unter steigenden Versicherungskosten und gilt als eines der teuersten und ineffizientesten weltweit. Die Versicherungsverträge aus dem Obamacare-Programm, die über die vom vorigen US-Präsident Barack Obama initiierten Online-Marktplätze vermittelt werden, haben sich für viele Anbieter als Verlustbringer erwiesen. Der grösste US-Krankenversicherer UnitedHealth hat sich deshalb aus diesem Geschäft zurückgezogen.
Die horrenden Krankheitskosten riefen im Januar drei Schwergewichte der US-Wirtschaft auf den Plan. Der Online-Handelsriese Amazon, die grösste US-Bank JPMorgan Chase und Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway kündigten dazu die Gründung einer unabhängigen und nicht gewinnorientierten Firma an. Sie soll technische Lösungen finden, um Mitarbeitern eine simplere und günstigere Gesundheitsvorsorge zu bieten.
«Die steigenden Gesundheitskosten fressen sich wie ein Bandwurm durch die US-Wirtschaft», sagte Starinvestor Buffett. Man habe zwar noch keine Lösung für dieses Problem, sei aber auch nicht bereit, es als unausweichlich hinzunehmen. JPMorgan-Chef Jamie Dimon nannte es das gemeinsame Ziel, «Lösungen zugunsten unserer US-Angestellten, ihrer Familien und – möglicherweise – aller Amerikaner zu finden». Die Menschen wollten «Transparenz, Kenntnis und Kontrolle». (awp/mc/pg)