Arbeiter verlassen am Mittwoch erneut das havarierte AKW.
Tokio – Der schwarze Rauch über dem Reaktor 3 des schwer beschädigten Atomkraftwerks in Fukushima lässt offenbar wieder nach. Das habe die Betreiberfirma Tepco am Mittwochabend (Ortszeit) mitgeteilt, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.
Alle Arbeiter an den Reaktoren 1 bis 4 mussten sich vorübergehend in Sicherheit bringen, berichtete Kyodo. Der Rauch komme direkt aus dem Reaktorgebäude, hiess es bei der Atombehörde. Der Betreiber, Tokyo Electric Power (Tepco), hatte zuvor noch mitgeteilt, der Rauch könne auch aus dem Turbinengebäude stammen. In Fukushima wurde am Mittwoch wieder deutlich höhere Radioaktivität festgestellt als in den Tagen zuvor. Kurz nach Entdeckung des Rauchs aus Reaktor 3 betrug die radioaktive Belastung nach Angaben der Atombehörde 283,7 Mikrosievert. Zwei Stunden zuvor lag sie demnach sogar bei 435 Mikrosievert.
Hohe Radioaktivität auch ausserhalb Sicherheitszone
Auch ausserhalb der Sicherheitszone um das Atom-Wrack in Fukushima ist nach Schätzungen der Regierung stark erhöhte radioaktive Strahlung aufgetreten. An manchen Orten, die weiter als 30 Kilometer von dem Kraftwerk entfernt seien, habe die Strahlung zeitweise womöglich bei mehr als 100 Millisievert pro Stunde gelegen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch. Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt bei etwa 2 Millisievert pro Jahr. Es bestehe allerdings kein Grund, die Evakuierungszone von 20 Kilometern um das Kraftwerk auszuweiten, sagte Edano. Besorgte Anwohner sollten die Fenster geschlossen halten. Die Strahlung ändere sich ständig mit dem Wind. Es sei sehr schwer, genau zu messen, wie sich die Radioaktivität vom havarierten Kraftwerk ausbreite.
Drei Mal so teuer wie Katastrophe von Kobe
Japans Regierung stellte inzwischen eine Schadenschätzung an, allerdings ohne die möglichen Kosten der Atomkatastrophe. Erdbeben und Tsunami hätten Schäden an Strassen, Gebäuden, Fabriken und sonstiger Infrastruktur in Höhe von schätzungsweise 185 bis 308 Mrd USD angerichtet, teilte die japanische Regierung am Mittwoch mit. Damit käme das Beben die drittgrösste Volkswirtschaft drei Mal so teuer zu stehen wie die Katastrophe von Kobe im Jahr 1995. Die gut 300 Mrd USD würden 6% des Bruttoinlandsprodukts entsprechen. Es wäre zudem die teuerste Naturkatastrophe, die es je gegeben hat. Allerdings könnte die Rechnung noch deutlich steigen, wenn dann die Schäden der Atomkatastrophe dereinst abschätzbar sind. (awp/mc/ss/upd/ps)