Nach geplatzter Fusion Enttäuschung bei Fiat Chrysler und Renault

Michael Manley, CEO Fiat Chrysler (FCA).

Boulogne-Billancourt / London – Nach der geplatzten Fusion der Autobauer Fiat Chrysler (FCA) und Renault streiten die Beteiligten über die Schuld für das Scheitern. FCA hatte sein Angebot in der Nacht zum Donnerstag überraschend «mit sofortiger Wirkung» zurückgezogen. Das italienisch-amerikanische Unternehmen reagierte damit auf die Mitteilung des französischen Renault-Konzerns, eine Entscheidung über förmliche Fusionsgespräche erneut zu verschieben.

Nach Angaben des französischen Wirtschaftsministeriums habe man eine längere Bedenkzeit haben wollen. Frankreich hält rund 15 Prozent an der Renault-Gruppe. Fiat Chrysler und der italienische Industrieminister Luigi Di Maio deuteten eine Einflussnahme der französischen Regierung an. Das wurde in Paris bestritten. Durch einen Zusammenschluss wäre der weltweit drittgrösste Autoproduzent nach Volkswagen und Toyota entstanden.

FCA: Politische Voraussetzungen in Frankreich nicht gegeben
FCA teilte am Donnerstag in London mit, es sei klar geworden, dass derzeit die politischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Zusammenschluss in Frankreich nicht gegeben seien. Der Konzern sei weiter davon überzeugt, dass der Fusionsvorschlag überzeugend gewesen sei und für alle Parteien Vorteile gebracht hätte.

Renault zeigte sich enttäuscht vom Abspringen von Fiat Chrysler. Die Offerte sei zeitgemäss und hätte ein «europäisches Kraftzentrum» in der Automobilbranche geschaffen, teilte Renault in Boulogne-Billancourt bei Paris mit. Für Renault schien zudem ein Zusammenschluss mit FCA noch nicht vom Tisch. Man glaube an die Attraktivität der Allianz, hiess es in der Mitteilung.

Für Di Maio, der auch stellvertretender Ministerpräsident Italiens ist, zeigt der Ausgang der Verhandlungen, «dass es nicht immer gut ist, wenn die Politik immer versucht, in wirtschaftliche Abläufe einzugreifen», wie er am Donnerstag im Sender Rai Radio 1 sagte.

Frankreich: Nicht wegen politischen Eingriffen gescheitert
Frankreich wies das zurück. Das Scheitern der Aufnahme von Fusionsgespräche habe nichts mit politischen Eingriffen zu tun gehabt, erklärte das Wirtschaftsministerium nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Es sei demzufolge lediglich der Wunsch des Staats gewesen, die Allianz zwischen Renault und dem japanischen Autohersteller Nissan aufrecht zu erhalten.

In einer Stellungnahme hatte das Ministerium erklärt, drei der vier Bedingungen für eine endgültige Einigung zwischen Renault und FCA seien erfüllt worden. Neben dem Erhalt von Arbeitsplätzen in Frankreich, der Zusammenarbeit mit Deutschland an einem europäischen Batteriezellenprojekt und einem «Gleichgewicht» der beiden Unternehmen in dem möglichen neuen Autokonzern wurde auch die Umsetzbarkeit im Rahmen der Allianz zwischen Renault und Nissan genannt.

Frankreichs Arbeitsministerin Muriel Pénicaud sagte dem Radiosender RFI, solche Allianzen wie zwischen Renault und FCA könnten nicht in Eile abgeschlossen werden. Es sei normal gewesen, dass der Verwaltungsrat sich mehr Bedenkzeit erbeten habe – schliesslich müssten auch Konsequenzen für die Industriepolitik und Beschäftigung bedacht werden.

«Take it or leave it»
Aus Kreisen der französischen Regierung hiess es zuvor, es habe keinen guten Grund gegeben, das Angebot so überstürzt zurückzuziehen. Bereits seit Beginn der Kontakte habe FCA starken Zeitdruck ausgeübt und versucht, die Verhandlungen nach dem Ansatz «take it or leave it» («nimm es oder lasse es bleiben») zu führen. Die französische Seite habe klargemacht, dass sie sich nicht derart unter Druck setzen lasse, so die Kreise.

Der Aktie von FCA lag am Donnerstagnachmittag knapp im Plus, während Renault einen Kursverlust von gut 6 Prozent einstecken musste. Damit bewegen sich die Papiere der Franzosen wieder nahe dem tiefsten Niveau seit Herbst 2014, nachdem die Hoffnung auf eine Fusion mit Fiat Chrysler sie zuletzt noch nach oben getrieben hatte.

FCA hatte in der vergangenen Woche seine Absicht öffentlich gemacht, sich mit Renault zusammenzuschliessen. Die Unternehmen hätten gemeinsam die Marktführer Volkswagen und Toyota herausfordern können. Fiat Chrysler hatte vorgeschlagen, dass beide Unternehmensgruppen je die Hälfte an der neuen Gesellschaft halten. Zusammen wären sie auf 8,7 Millionen Fahrzeuge im Jahr gekommen. (awp/mc/ps)

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