Gazprom-CEO Alexej Miller.
Salzburg – Der russische Staatskonzern Gazprom will bis Ende 2012 endgültig über die Investition der bereits geplanten Gasleitung South Stream entscheiden. «Wir haben einen Markt, wir haben Partner», sagte der stellvertretende Gazprom-Chef Alexander Medwedew am Donnerstag bei einer Gasspeicherkonferenz in Salzburg. Die Entscheidung über den Bau der Gasleitung hänge nur noch von Machbarkeitsstudien ab.
Gazprom rechne derzeit mit Baukosten für die neue Gasleitung zwischen 10 und 20 Milliarden Euro, sagte Medwedew der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Erst jüngst hatte der Chemiekonzern BASF eine Absichtserklärung unterzeichnet, sich über seine Tochter Wintershall mit zwei Milliarden Euro an South Stream zu beteiligen. Die Gassparte des Konzerns erhält dafür 15 Prozent der Anteile. South Stream gilt als Konkurrenzprojekt für die von der Europäischen Union vorangetriebene Gaspipeline Nabucco. Diese Leitung soll Gas aus dem kaspischen Raum durch die Türkei nach Europa bringen und die EU so unabhängiger von russischem Gas machen.
Höhere Gaspreise in Q4 erwartet
Aufgrund der Ölpreisbindung und den Langfristverträgen mit Kunden rechnet Medwedew mit höheren Gaspreisen im vierten Quartal. «Die Preise könnten sich bis auf 400 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter in Europa erhöhen.» Derzeit kostet das Gas rund 350 Dollar je 1.000 Kubikmeter. Gazprom-Chef Alexej Miller hatte noch Ende April mit einem Gaspreis von 500 Dollar gerechnet. Der Verkauf von Erdgas über den Spotmarkt hingegen spielt dem stellvertretenden Gazprom-Chef zufolge nur eine geringe Rolle, da dieser die Versorgung nicht decken könnte.
Prognose für Erdgasliefermenge erhöht
Gazprom habe im Mai rund 30 Prozent mehr Erdgas an seine Kunden geliefert als noch im Vorjahr. Für das Gesamtjahr erhöhte das russische Unternehmen seine Prognose für die Erdgasliefermenge nach Europa von zuvor 151,5 Milliarden auf 155 Milliarden Kubikmeter Erdgas.
Kontrakte stärker von Ölpreis lösen
Gerade die hohen Einkaufspreise bei Erdgas machen Importeuren wie RWE und Eon Ruhrgas zu schaffen. Beide kaufen einen grossen Teil ihres Erdgases von Gazprom und sind an langfristige Kontrakte gebunden, die sich am Ölpreis orientieren. Diese Kosten können Eon und RWE aber nicht mehr komplett an ihre Kunden weiterreichen, da die Preise auf den Spotmärkten aufgrund eines Gasüberangebots seit langem unter Druck stehen. Eon Ruhrgas steckt mit Gazprom in zähen Verhandlungen, die Verträge stärker von den Ölpreisen zu lösen. Eon rechnet deshalb etwa für das laufende Geschäftsjahr im Gashandel mit einem Verlust von knapp einer Milliarde Euro. (awp/mc/ss)