Gazprom steht von vielen Seiten unter Druck
Gazprom-Konzernchef Alexej Miller. (Foto: Gazprom)
Moskau – Der Energieriese Gazprom steht gleich von mehreren Seiten aus schwer unter Druck: Ein monatelanger Schuldenstreit mit der Ukraine und die schwächere Nachfrage in Europa haben beim russischen Energieriesen Gazprom den Gewinn einbrechen lassen. Aber auch die Rubel-Schwäche machte Gazprom zu schaffen. 2014 ging der Überschuss nach internationaler Rechnungslegung IFRS um 86 Prozent auf 159 Milliarden Rubel (2,8 Mrd Euro) zurück, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Zahlen nach russischem Rechnungslegungsstandard hatte Gazprom bereits Ende März bekannt gegeben. Demnach brach der Gewinn etwas weniger stark ein.
Die Nachfrage im Westen nach russischem Erdgas war im vergangenen Jahr vor allem wegen der milden Temperaturen gefallen. Zudem hatte Russland der Ukraine wegen unbezahlter Rechnungen monatelang kein Gas geliefert. Der Umsatz legte im vergangenen Jahr auf 5,59 Billionen Rubel zu. Dazu trug vor allem die Abwertung des Rubel bei. 2013 hatte das Unternehmen 5,25 Billionen Rubel umgesetzt.
Kurswechsel
Der russische Staatskonzern Gazprom sieht sich in Zeiten niedriger Energiepreise und geringer Nachfrage in Europa, vor allem auch in Deutschland, wirtschaftlich unter Druck. Aber auch politisch ist es wegen des Ukraine-Konflikts zwischen der Europäischen Union und Russland nicht zum besten bestellt. Deshalb hatte Gazprom-Chef Alexej Miller im Dezember nach dem Aus für das transeuropäische Pipelineprojekt South Stream einen Kurswechsel verkündet. Das Unternehmen treibt nun sein Vorhaben einer Leitung durch das Schwarze Meer in die Türkei weiter voran.
Die Pipeline Turkish Stream soll künftig an der griechischen Grenze enden. Von dort aus, so die Vorstellung der Russen, kann das Gas dann über andere Leitungen an die Kunden in der EU verkauft werden. Allerdings sollen dann die Versorger in Europa künftig selbst die Leitungen zu den Verbrauchern verlegen. Erst jüngst gab es zwischen den Russen und der griechischen Regierung Gespräche, ob die geplante Leitung möglicherweise durch Nordgriechenland bis zur Grenze mit Mazedonien verlängert werden soll.
Blick nach Asien
Gazprom orientiert sich aber schon seit längerem verstärkt in Richtung Asien – und dort vor allem auf das energiehungrige China. Der Konzern plant sein grosses Pipelineprojekt Sila Sibirii (Kraft Sibiriens), das nicht nur den Fernen Osten des Riesenreichs besser versorgen soll. Von dort aus soll auch die Leitung nach China gebaut werden. Zudem liebäugelt Gazprom seit Jahren mit dem Bau einer Pipeline nach Südkorea. Und auch im Flüssiggasgeschäft in Asien sind die Russen zunehmend aktiv. (awp/mc/ps)