General Electric läuft zu alter Form auf
General Electric-CEO Jeffrey Immelt.
Fairfield – Siemens muss sich in Acht nehmen: Der von der Wirtschaftskrise schwer in Mitleidenschaft gezogene US-Erzrivale General Electric läuft wieder zu alter Form auf. Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 6 Prozent auf 38,4 Milliarden Dollar. Der Gewinn verbesserte sich dank eines wieder florierenden Finanzgeschäfts im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 80 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar.
Experten waren baff, die Aktie stieg. «Die heutigen Ergebnisse zeigen, dass General Electric als ein stärkeres, wettbewerbsfähigeres Unternehmen aus der Rezession hervorgegangen ist», sagte Konzernchef Jeff Immelt am Donnerstag. Er verwies insbesondere auf das gute Abschneiden der Medizintechnik, des Transportgeschäfts sowie der Luftfahrttechnik. «Wir sind aus dem Quartal mit einem Rekord-Auftragsbestand von 177 Milliarden Dollar herausgegangen.»
Wichtiger Finanzarm erholt sich von Turbulenzen
Vor allem aber erholte sich der wichtige Finanzarm von den Turbulenzen. Die Sparte steuerte 1,8 Milliarden Dollar zum Konzerngewinn bei – mehr als dreimal so viel wie vor einem Jahr. «Wir machen neues Geschäft zu attraktiven Margen», sagte Immelt. General Electric hatte sich wie so viele andere Finanzfirmen am US-Hypothekenmarkt verspekuliert; in der Folge stutzte Immelt die Sparte zurecht. GE ist aber immer noch einer der grössten Finanziers der USA. GE konkurriert auf vielen Feldern mit Siemens. Beide bauen Windkraftanlagen, Gasturbinen, Züge oder medizinische Apparate. Die Deutschen waren dank eines rechtzeitig angestossenen Konzernumbaus aber wesentlich besser durch die Krise gekommen, während GE unter den Problemen in seiner Finanzsparte litt.
Dividende angehoben
Siemens greift General Electric derzeit verstärkt im Heimatmarkt USA an. Die Deutschen mühen sich vor allem um Staatsaufträge, etwa für neue Hochgeschwindigkeitszüge. Mit der ehemaligen Sprecherin von First Lady Michelle Obama hat Siemens mittlerweile einen guten Draht ins Weisse Haus gelegt. Allerdings ist auch GE nah am Präsidenten: Barack Obama hatte Konzernchef Immelt an die Spitze einer wichtigen Wirtschaftskommission geholt. «Die Rahmenbedingungen für GE in diesem Jahr stimmen uns zuversichtlich», sagte Immelt. Er bekräftigte sein Versprechen, in diesem Jahr und darüber hinaus höhere Gewinne abzuliefern. Der Verwaltungsrat hob die in der Wirtschaftskrise kräftig zusammengestrichene Dividende erneut leicht an. Die Börsianer waren begeistert; vorbörslich stieg die Aktie um 3 Prozent.
GE als Gradmesser für gesamte US-Wirtschaft
Die Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen scheinen vergessen: General Electric hatte die Unglücksreaktoren im japanischen Fukushima mit entwickelt. Auch heute noch ist der Konzern einer der grössten Anbieter von Atomanlagen. Gleichzeitig hat GE sich ein starkes Standbein in den erneuerbaren Energien aufgebaut und kündigte jüngst an, die grösste Solarfabrik der USA zu bauen. General Electric gilt angesichts seiner breiten Angebotspalette als Gradmesser für die gesamte US-Wirtschaft. In Deutschland ist GE vor allem mit einer Windanlagen-Fertigung und einer starken Forschung vertreten. (awp/mc/upd/ss)