General Electric streicht Sparten und Dividende zusammen

General Electric streicht Sparten und Dividende zusammen
John Flannery, CEO General Electric. (Foto: GE)

New York – Der US-Industrieriese General Electric (GE) geht angesichts mauer Gewinne und eines fallenden Börsenwerts auf Schrumpfkurs. Künftig solle sich GE auf die Geschäftsbereiche Energie, Luftfahrt und Gesundheitstechnik konzentrieren, kündigte der neue Konzernchef John Flannery am Montag beim Investorentag des Konzerns an. Seine Kriterien für das künftige Geschäft lauten: Es soll kleiner und einfacher werden, das Beste auf dem Markt bieten und wichtig für das moderne Leben sein. Zunächst aber sollen die Aktionäre und die Führungsetage Federn lassen.

An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. Kurz nach Handelsstart in New York verlor die GE-Aktie 3,61 Prozent an Wert. Der Kurs der Aktie ist schon seit Ende 2016 auf Talfahrt. Seitdem sank der Börsenwert des Konzerns um mehr als ein Drittel auf zuletzt knapp 178 Milliarden Dollar (153 Mrd Euro). Zum Vergleich: Siemens konnte seinen Börsenwert in dem Zeitraum trotz vieler eigener Probleme stabil bei rund 100 Milliarden Euro halten.

Damit GE Investitionen stemmen und sich neu ausrichten kann, sollen sich die Aktionäre künftig mit einer auf 48 Cent pro Jahr halbierten Dividende begnügen. Es ist nach der grossen Depression aus den 1930er Jahren erst das zweite Mal, dass GE seine Ausschüttung an die Aktionäre kürzt. Dem Papier des 125 Jahre alten US-Unternehmens, dessen Wurzeln auf den Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison zurückgehen, droht jetzt sogar der Rauswurf aus dem Dow Jones . Damit würde Finanzgeschichte geschrieben: GE zählte zu den Gründungsmitgliedern des weltweit bekanntesten Aktienindex, als dieser 1896 an den Start ging.

GE bekräftigte den Plan, sich binnen ein bis zwei Jahren von Sparten oder Vermögenswerten im Umfang von 20 Milliarden US-Dollar zu trennen. Auf dem Prüfstand stehen demnach das Zuggeschäft, der Bereich Industrielösungen, die Lichtsparte und zehn weitere Bereiche. Eine «Option» sieht das Management zudem bei der Beteiligung des Konzerns am Ölfeld-Ausrüster Baker Hughes. Auch in der Führungsetage soll der Rotstift regieren: Der Verwaltungsrat soll im kommenden Jahr von derzeit 18 auf 12 Mitglieder verkleinert werden. Davon sollen nur 9 aus der bisherigen Besetzung des Gremiums stammen.

«Leuchtende Zukunft» für Energie, Luftfahrt und Gesundheitstechnik
Eine leuchtende Zukunft sagte Flannery den Geschäftsbereichen Energie, Luftfahrt und Gesundheitstechnik voraus. Im Energiegeschäft ist GE nicht nur mit Technik für klassische Kraftwerke, sondern auch Erneuerbaren Energien wie Windkraft stark vertreten. In der Luftfahrt hob der Manager neben dem eigenen Triebwerksbau das Gemeinschaftsunternehmen CFM hervor, das die Amerikaner gemeinsam mit dem französischen Safran -Konzern betreiben. CFM stellt Triebwerke für die weltweit absatzstärksten Flugzeuge her, die Mittelstreckenjets Boeing 737 und Airbus A320 sowie deren sparsamere Nachfolger 737-MAX und A320neo.

In der Buchführung will GE seine ungeliebten anderen Bereiche schon im kommenden Jahr ausklammern – und seine Gewinnzahlen auf Basis der fortgeführten Geschäftsbereiche ausweisen. 2018 soll der bereinigte Gewinn je Aktie aus fortgeführtem Geschäft demnach 1,00 bis 1,07 Dollar erreichen. Dazu will der Vorstand die jährlichen Kosten netto um zwei Milliarden Dollar kürzen. Zudem peilt Flannery ein organisches Umsatzplus von 0 bis 3 Prozent an. Langfristig sollen es 2 bis 4 Prozent werden.

Vom Innovationsführer zum Dinosaurier
GE hat sich vom Innovationsführer zum trägen Dinosaurier der US-Wirtschaft und Prügelknaben der Wall Street entwickelt. Konzernchef Flannery, der im August angetreten war, soll jetzt das Ruder herumreissen. Doch dafür braucht er Geld. Durch die jetzt halbierte Dividende behält er Quartal für Quartal rund eine Milliarde Dollar mehr im Unternehmen. «Wir verstehen die Tragweite dieser Entscheidung für unsere Investoren», sagte Flannery, «und sie ist uns deshalb nicht leicht gefallen.»

Für die Aktionäre ist es aber ein herber Schlag – zumal der Konzern die Dividende erst zum zweiten Mal in der jüngeren Geschichte kappen musste. Das letzte Mal war dies im Sommer 2009 der Fall, als der Konzern mit den Folgen der Finanzkrise kämpfte. GE hatte damals noch eine sehr grosse Finanzsparte. Für viele grosse US-Investoren wie Pensionsfonds sind die vierteljährlichen Ausschüttungen ein wichtiger Anlagegrund, da sie ihren Anlegern regelmässig Geld auszahlen müssen. (awp/mc/ps)

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