General Motors muss 20 Millionen Wagen reparieren

Mary Barra

Mary Barra, CEO General Motors. (Foto: GM)

GM-Chefin Mary Barra. (Foto: GM)

Detroit – Rund 20 Millionen Autos aus dem Opel-Mutterhaus General Motors müssen wegen Mängeln in die Werkstatt. Das ist die zweifache Jahresproduktion des grössten US-Autobauers. Zuletzt trieb ein neuerlicher Massenrückruf wegen mangelhafter Zündschlösser die Zahl noch einmal kräftig in die Höhe. GM-Chefin Mary Barra muss an diesem Mittwoch erneut einem Kongressausschuss Rede und Antwort stehen zum Umgang des Unternehmens mit Mängeln.

Eine Reihe tödlicher Unfälle wegen fehlerhafter Zündschlösser bei älteren Kompaktwagen hatten die Rückrufwelle zu Jahresbeginn ausgelöst. Der technische Defekt mutierte zum Skandal, nachdem herauskam, dass GM-Ingenieure das Problem seit mehr als zehn Jahren kannten, aber nichts geschah. Auch von Opel sind einige Tausend Roadster vom Typ GT betroffen, die auf einem US-Modell basieren.

Firmenkultur im Umgang mit Mängeln soll sich ändern
«Das ist eine tragische Angelegenheit, die niemals hätte geschehen dürfen und die niemals wieder geschehen darf», erklärte Barra in einer vorbereiteten Stellungnahme für den Ausschuss, die bereits am Dienstag veröffentlicht wurde. Sie versprach, «nicht zu ruhen» bis sich die Firmenkultur beim Umgang mit Mängeln geändert haben; dazu habe sie eine Reihe von Massnahmen ergriffen. «Ich will, dass niemand bei GM vergisst, was passiert ist.»

Die neue Konzernchefin lässt gezielt nach Mängeln fahnden, was die galoppierende Anzahl der Rückrufe erklärt. Manche Autos müssen auch wegen mehrerer Fehler in die Werkstätten. Die veranschlagten Kosten für die Reparaturen liegen bei mittlerweile rund 2 Milliarden Dollar (1,5 Mrd Euro).

Finanzieller Kraftakt
Die Aufarbeitung früherer Fehler stellt für GM nicht nur einen finanziellen Kraftakt dar: Im ersten Quartal hatte der Konzern 1,3 Milliarden Dollar für Reparaturen zur Seite gelegt und deshalb einen Gewinneinbruch verbucht. Im zweiten Quartal werden weitere 700 Millionen Dollar fällig. Es bedeutet auch eine logistische Herausforderung, da in vielen Fällen die Ersatzteile in der ausreichenden Stückzahl erst hergestellt und schliesslich von den Werkstätten eingebaut werden müssen. Dies wird Monate dauern.

Rückrufe Nummer 39 bis 44
General Motors startete am Montag die Rückrufe Nummer 39 bis 44 in diesem Jahr. Den mit Abstand grössten Brocken machten 3,4 Millionen Limousinen weltweit aus, bei denen der Zündschlüssel während der Fahrt ähnlich wie bei den Kompaktwagen zurückspringen kann. Das schaltet Bremskraftverstärker, Servolenkung und möglicherweise die Airbags aus.

Vom Rückruf sind mehrere Modelle der US-Marken Chevrolet, Buick und Cadillac aus den Jahren 2000 bis 2014 betroffen, wovon aber nur noch ein Modell aktuell auf dem Markt ist. Opel-Modelle wurden nicht genannt. GM wird den Zündschlüssel überarbeiten oder austauschen. Bei den zurückgerufenen Kompaktwagen wechselt GM hingegen das Zündschloss beziehungsweise einen zu schwach ausgelegten Schalter aus.

GM wisse bei den Limousinen von acht Unfällen mit sechs Verletzten, erklärte der Konzern in Detroit. Bei Unfällen mit den Kompaktwagen waren nach Firmenangaben 13 Menschen gestorben; Verbraucherschützer kommen sogar auf mehr als 300. Seit Monaten sind US-Medien voll von Geschichten über Unfallopfer.

Schwere Versäumnisse
GM hat dieses unrühmliche Kapitel seiner Firmengeschichte von Anwalt Anton Valukas aufarbeiten lassen. Jüngst wurde der fertige Bericht vorgestellt. Dabei kamen schwere Versäumnisse innerhalb des Unternehmens ans Licht. 15 Mitarbeiter mussten gehen. Dies wird das Thema in der Kongressanhörung am Mittwoch sein. Barra hatte bereits Ende März/Anfang April zweimal vor Ausschüssen ausgesagt. Nun wird auch Valukas sprechen.

GM musste wegen der Schlampereien mit den Zündschlössern bei den Kompaktwagen bereits eine Strafe von 35 Millionen Dollar zahlen. Zudem laufen zahlreiche Klagen gegen das Unternehmen von Autobesitzern und Unfallopfern oder deren Familien. Die weitaus meiste Zahl der problematischen Wagen wurden in den USA verkauft, dahinter folgen Kanada und Mexiko. (awp/mc/pg)

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