Germanwings: Co-Pilot war am Unglückstag krankgeschrieben

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A320 der Germanwings. (Foto: Germanwings)

A320 der Germanwings. (Foto: Germanwings)

Düsseldorf – Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat in der Wohnung des Germanwings-Co-Piloten ein zerrissenes Krankheits-Attest für den Tag des Absturzes gefunden. Laut einer Pressemitteilung der Behörde wurden in der Wohnung von Andreas Lubitz, der die Maschine mutmasslich absichtlich zum Absturz brachte, mehrere medizinische Dokumente gefunden, die auf eine Erkrankung und ärztliche Behandlungen hinweisen.

Die Ermittler fanden zerrissene, aktuelle und auch den Tattag betreffende Krankschreibungen. Die Ermittler gehen davon aus, „dass der Verstorbene seine Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber und dem beruflichen Umfeld verheimlicht hat“. Einen Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben fanden die Ermittler bei der Durchsuchung der Wohnungen in Düsseldorf und Montabaur nicht. Auch hätten sich keine Anhaltspunkte für einen politischen oder religiösen Hintergrund ergeben.

Hinweise auf psychische Erkrankung
Nach momentanem Kenntnisstand hat der Co-Pilot den Airbus A320 der Germanwings vorsätzlich zum Absturz gebracht und damit sich und 149 weitere Menschen in den Tod gerissen. Sein Motiv ist noch unklar, allerdings häufen sich die Hinweise darauf, dass der Mann an einer psychischen Erkrankung litt. SPIEGEL ONLINE berichtete am Freitag, dass die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung des 27 Jahre alten Mannes in Düsseldorf Hinweise auf eine psychische Erkrankung gefunden habe.

Laut einem Bericht der Bild-Zeitung soll sich der Co-Pilot vor sechs Jahren insgesamt eineinhalb Jahre in psychiatrischer Behandlung befunden haben. Er sei in seinen Flugschulkursen mehrfach wegen Depressionen zurückgestuft worden. Bei Abschluss seiner Ausbildung 2009 wurde dem Bericht zufolge eine «abgeklungene schwere depressive Episode» diagnostiziert. Auch vor dem Flugzeugabsturz habe er sich in «besonderer, regelhafter medizinischer Betreuung befunden», schreibt das Blatt unter Berufung auf nicht näher beschriebene interne Unterlagen.

Gedenkgottesdienst mit dem Bundespräsidenten
Bundespräsident Joachim Gauck nahm am Vormittag an einem Gedenkgottesdienst im westfälischen Haltern teil. 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des dortigen Gymnasiums waren an Bord des Airbus, der am Dienstag auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen an einem Bergmassiv zerschellte.

Zweiter Flugschreiber noch nicht gefunden
Die Bergungsarbeiten, die am Freitag in den vierten Tag gingen, können sich in dem unwegsamen Gelände hinziehen. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Suche nach dem zweiten Flugschreiber, der weitere Erkenntnisse zum Geschehen im Cockpit liefern könnte.

Die Lufthansa-Tochter Germanwings eröffnet am Samstag in der Nähe der Absturzstelle ein Betreuungszentrum für Angehörige. Für Freitag war ein vierter Sonderflug mit Hinterbliebenen aus Barcelona geplant. Der Bundesrat gedachte zu Beginn seiner Sitzung am Freitag der Opfer, unter denen laut Auswärtigem Amt 75 Deutsche waren. (mc/pg)

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