Getreidefrachter unterwegs – Moskau warnt Kiew und Westen
Moskau – Während der erste Getreidefrachter aus der Ukraine auf dem Weg nach Istanbul ist, warnt Moskau den Westen und Kiew vor einem Scheitern des Abkommens. Russland erwarte, dass die Kriegsgegner ihren Teil des Verhandlungspaketes einhalten, hiess es in Moskau. Das Schiff mit etwa 26’000 Tonnen Mais an Bord wurde am Mittwochmorgen am Bosporus erwartet.
Unterdessen warfen die USA den Russen «nukleares Säbelrasseln» vor, wie Aussenminister Anthony Blinken in New York sagte. In der Ukraine gehen indes die Kämpfe vor allem im östlichen Gebiet Donezk weiter. Obwohl grössere Erfolge Moskaus ausbleiben, sprach Verteidigungsminister Sergej Schoigu davon, dass alles planmässig verlaufe.
Getreide-Frachter aus Ukraine unterwegs – Stopp in Istanbul geplant
Das erste mit ukrainischem Getreide beladene Frachtschiff seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut fünf Monaten hatte am Montag den Hafen Odessa verlassen. Am Mittwochmorgen soll die «Razoni» in Istanbul von Vertretern der Ukraine, Russlands, der Türkei und den Vereinten Nationen inspiziert werden. Das teilte das gemeinsame Koordinationszentrum in der Millionenstadt am Dienstag mit. Der Mais soll anschliessend in einem Hafen im Libanon entladen werden.
Mit den Lieferungen aus der Ukraine sollen Millionen Tonnen Getreide wieder für den Weltmarkt verfügbar werden. Die Ukraine zählte vor dem Krieg zu den wichtigsten Getreide-Exporteuren der Welt. Für das Land geht es um Milliardeneinnahmen. Die Kriegsgegner hatten am 22. Juli unter UN-Vermittlung getrennt mit der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen Getreideausfuhren zu ermöglichen.
Moskau warnt erneut vor Scheitern des Getreide-Abkommmens
Ungeachtet des ersten ausgelaufenen Frachtschiffs warnte Russland erneut vor einem möglichen Scheitern des Getreide-Abkommens. Die Vereinbarung habe einen Paketcharakter, sagte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, der Agentur Interfax zufolge. «Darum warnen wir vor Versuchen, den zweiten Teil des Pakets zu verzögern oder nicht zu erfüllen», sagte sie mit Blick auf eine in Aussicht gestellte Lockerung einiger Sanktionen gegen Russland.
US-Aussenminister Blinken: Russland betreibt «nukleares Säbelrasseln»
US-Aussenminister Antony Blinken warf Russland vor, seine Atomwaffen für rücksichtlose Kriegsdrohungen einzusetzen. Frühere Äusserungen von Kremlchef Wladimir Putin, wonach militärische Hilfe für die Ukraine beispiellose Folgen haben könne, seien «gefährliches nukleares Säbelrasseln», sagte Blinken am Montag zum Start der Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag (NVV) in New York. Die Aussagen stünden im Widerspruch zu internationalen Vereinbarungen. Kreml-Chef Wladimir Putin war zuvor in einem Grusswort Befürchtungen entgegengetreten, Moskau könne in der Ukraine Atomwaffen einsetzen. Russland werde sich an seine Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag halten.
Ukraine meldet weiter schwere Kämpfe bei Bachmut im Osten
Im ostukrainischen Gebiet Donezk halten die Kämpfe um die Stadt Bachmut zwischen russischen und ukrainischen Truppen an. Auch in Richtung des acht Kilometer nördlich gelegenen Soledars habe es russische Vorstösse gegeben, teilte der ukrainische Generalstab mit. Russische Angriffe an mehreren Orten südlich von Bachmut seien hingegen grösstenteils abgewehrt worden, hiess es. Unabhängig überprüfen liessen sich diese Angaben nicht.
Der ukrainische Generalstab berichtete von einem russischen Angriff im Norden des Chersoner Gebiets an der Grenze zur benachbarten Region Dnipropetrowsk. Kiew nährt seit Wochen Hoffnungen, in dieser Region eine Gegenoffensive zur Rückeroberung des Südens zu starten. Trotz fehlender grösserer Erfolge in den vergangenen Wochen läuft für Russlands Armee indes nach eigener Darstellung alles nach Plan. «Nach der Übernahme der Kontrolle auf dem Gebiet der Volksrepublik Luhansk wird die Volksrepublik Donezk planmässig befreit», sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu laut Agentur Interfax.
Russland hatte Anfang Juli die Eroberung der ostukrainischen Region Luhansk verkündet – im benachbarten Donezk seitdem allerdings nur verhältnismässig geringe Geländegewinne verzeichnet.
Luftwaffe übernimmt Überwachung des Nato-Luftraums über Baltikum
Die Bundeswehr überwacht in den kommenden neun Monaten den Luftraum über den baltischen Nato-Staaten Estland, Lettland und Litauen. Ein Luftwaffen-Geschwader übernahm am Dienstag von Frankreich das Kommando auf der estnischen Luftwaffenbasis Ämari. Dazu wurden Ende Juli auch fünf «Eurofighter» in das russische Nachbarland verlegt. Estlands Verteidigungsminister Hanno Pevkur sagte, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe den Nato-Einsatz «noch wichtiger gemacht». Dies zeige, dass Estland auf die Unterstützung aller Verbündeten zählen könne. (awp/mc/pg)