London / New York – Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) und der US-Pharmariese Pfizer bündeln ihre Geschäfte mit rezeptfreien Mitteln. Am Aktienmarkt kommt der Deal gut an: Die Aktie der Briten steigt im frühen Handel zeitweise um über sechs Prozent. Das ist der höchste Tagesgewinn seit über 10 Jahren. Analysten begrüssen das Einsparpotential und die Chance auf höhere Margen.
Beide Konzerne werden ihre jeweiligen Consumer-Healthcare-Sparten (auch Selbstmedikation genannt) in ein Gemeinschaftsunternehmen einbringen, wie GlaxoSmithKline und Pfizer am Mittwoch mitteilten. Beide Sparten zusammen kommen auf einen Umsatz von gut 9,8 Milliarden Pfund (10,9 Mrd Euro). Die Behörden und die GSK-Aktionäre müssen dem Deal noch zustimmen.
GSK soll mit 68 Prozent die Mehrheit an dem neuen Unternehmen für nicht verschreibungspflichtige Mittel für Apotheke und Supermarkt halten. Der Abschluss der Transaktion wird in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres erwartet. Innerhalb von drei Jahren nach dem Abschluss sei ein Börsengang des Gemeinschaftsunternehmens geplant.
Grosses Sparpotenzial – höhere Margen
Das Einsparpotenzial wird von den Unternehmen auf eine halbe Milliarde Pfund ab dem Jahr 2022 prognostiziert. Die Analysten von Jefferies erwarten höhere Margen. Nach ihren Berechnungen wird das Gemeinschaftsunternehmen die weltweite Nummer 1 im Consumer-Healthcare-Markt mit einem Marktanteil von 7,2 Prozent. Zudem sei es wichtig für die Investoren, dass Glaxo die Dividendenerwartungen für das laufende Jahr und 2019 bestätigt hat.
Pfizer sucht schon länger nach einer Lösung für seine Consumer-Healthcare-Sparte. Im Oktober 2017 hiess es, man suche nach «strategische Alternativen». Im März dieses Jahres wurde Pfizer die Sparte nicht los, unter den potentiellen Käufern soll dem Vernehmen nach auch GlaxoSmithKline gewesen sein.
Unter dem Dach des neuen Unternehmens finden sich Medikamente wie das Schmerzmittel Spalt, aber auch Verdauungsmittel und Vitaminpräparate wie Centrum. Bei Glaxo sind es Marken wie Sensodyne oder Voltaren.
Auch die deutsche Merck KGaA suchte neue Wege für ihr Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten. Im April gelang dem Unternehmen der Verkauf an Procter & Gamble (P&G). Die Trennung von den rezeptfreien Medikamenten ist in der Pharmabranche derzeit gross in Mode. Die sogenannten OTC-Geschäfte («Over the Counter») bringen typischerweise nur kleinere Margen. Zugleich verschlingt die Entwicklung neuer Pharma-Blockbuster viel Geld, weshalb Randgeschäftsverkäufe finanzielle Erleichterung bringen sollen. (awp/mc/ps)